<178> für allen von den Preußen angerichteten Schaden versprochen. Die Armee fand also auf ihrem Wege nichts als Wüsteneien und leere Dörfer. Niemand brachte Lebensmittel zum Verkauf ins Lager. Das Volk fürchtete die harten Strafen der Österreicher und ließ sich durch kein Geld überreden. Die Not wuchs noch, als die Österreicher ein Korps von 10 000 Husaren aus Ungarn heranzogen, das den Preußen in diesem nur aus Morästen, Wäldern, Bergen und allen möglichen Defileen bestehenden Lande jegliche Verbindung abschnitt. Bei seiner Überlegenheit an leichten Truppen hatte der Feind ferner den Vorteil, alles, was im Lager des Königs vorging, zu erfahren, während die Preußen keine Streifkorps auszuschicken wagten, da sie dieselben bei ihrer geringen Stärke für verloren ansehen mußten. So war denn das Heer des Königs, das stets nach römischer Art verschanzt stand, auf den Umkreis seines Lagers beschränkt.
Als zu all diesem Ungemach auch noch der Mangel an Lebensmitteln trat, mußten die Preußen auf dem Wege, den sie gekommen waren, wieder zurückkehren. Feldmarschall Schwerin war dafür, auf Neuhaus zu rücken, um die Besorgnis des Feindes wegen Österreichs zu vermehren. Erbprinz Leopold jedoch bestand darauf, nach Budweis zu marschieren, das General Nassau besetzt hielt. Inzwischen brachte ein Spion die Meldung, daß die Armee des Prinzen von Lothringen bei Protiwin stände. Das gab den Ausschlag. Das preußische Heer ging über die Moldau zurück und lagerte sich auf den Höhen von Wodnian. Kaum aber war es hier angelangt, so stellte sich heraus, daß die erwähnte Meldung falsch gewesen war. Hieraus entstand ein Zerwürfnis zwischen Schwerin und dem Erbprinzen Leopold. Der König mußte oft mit seiner ganzen Autorität dahin wirken, daß die Eifersucht der beiden Feldmarschälle nicht zur Schädigung der allgemeinen Interessen führte.
Oberstleutnant Janus von den Dieuryschen Husaren sollte die Lieferungen des Landvolks in der Gegend von Tabor beitreiben. Das Bedürfnis war um so dringender, als die Mehlvorräte des Heeres zu Ende gingen. Janus rückte mit 200 Husaren in ein Dorf Mühlhausen am Ufer der Moldau. Der Feind bekam Nachricht davon und überfiel ihn mit einer starken Husarenabteilung. Er aber als tapferer Mann zog den Tod der Niederlage vor. Sein ganzes Häuflein wurde zersprengt (4. Oktober). Nadasdy schlug bei Mühlhausen Brücken und rückte geradewegs auf Tabor vor. Aber Prinz Heinrich, des Königs Bruder, der dort krank lag, und Oberst Kalnein, der Kommandant des Ortes, zeigten ihm handgreiflich, daß man eine von den Preußen verteidigte Stadt mit leichter Reiterei nicht einnehmen kann.
Inzwischen traf die Meldung ein, der Prinz von Lothringen hätte ein befestigtes Lager hinter der Wottawa, zwei Meilen von Pisek, bezogen, die Sachsen wären zu ihm gestoßen und er beabsichtige, im Rücken der Preußen über die Moldau zu gehen, um sie von der Sazawa und folglich auch von Prag abzuschneiden. Der Mangel an Lebensmitteln, die Hindernisse, die Nadasdy ihrer Beitreibung in den Weg legte, und die Möglichkeit, daß die Österreicher die erwähnte Bewegung ausführten, bestimmten die Preußen, sich Tabor zu nähern. Sie gingen am 8. Oktober auf der Brücke