<179> bei Thein über die Moldau. Die Arrieregarde wurde von Panduren und Husaren lebhaft beunruhigt, setzte ihren Marsch jedoch fort. Der brave Husarenoberst Ruesch nahm ein ganzes Bataillon Dalmatier gefangen, das sich zu weit vorgewagt hatte, und schlug ein ihm weit überlegenes feindliches Korps, wonach er wieder zur Armee stieß. Der König bezog wieder das Lager bei Tabor, um dem nach Neuhaus detachierten General Du Moulin Zeit zu geben, sich mit dem Gros zu vereinigen.
Die Österreicher waren so sicher, die preußische Armee von Prag abschneiden zu können, daß sie schon in Beneschau, ja selbst im Chrudimer Kreise Magazine anlegen ließen. Zu spät bereute es nun der König, keine stärkere Besatzung in Prag zurückgelassen zu haben. Der Plan, zwischen Tabor, Neuhaus, Budweis und Frauenberg Winterquartiere zu beziehen, war verkehrt. Zwischen diesen Orten und Prag gab es keine mit Mauern versehene Stadt, die zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit der Hauptstadt dienen konnte. Die Moldau war überall zu durchwaten und ihr linkes Ufer mit undurchdringlichen Waldungen bedeckt, aus denen die leichten Truppen der Österreicher die preußischen Winterquartiere unaufhörlich beunruhigen konnten. Hätte es nur nicht an Lebensmitteln gefehlt, so konnte sich der König wenigstens zwischen der Sazawa und der Luschnitz behaupten. Aber Nahrungsmangel ist im Kriege das stärkste Argument, und da die Gefahr, Prag zu verlieren, groß war, sobald man sich nach der Sazawa und Luschnitz wandte, sah sich die preußische Armee zur Umkehr gezwungen.
Noch war der König unschlüssig, ob er die Stellung bei Budweis und Tabor halten oder räumen sollte. Allerdings war zu befürchten, daß der Feind jene beiden Städte mit Gewalt einnehmen würde. Andrerseits war zu bedenken, daß 300 Kranke und Verwundete in Tabor hatten zurückbleiben müssen, weil es an Fuhrwerk zu ihrer Fortschaffung fehlte. Man wollte die braven Leute nicht ganz aufgeben. Es wurde also beschlossen, in beiden Städten eine Besatzung zurückzulassen. Da seit der Vereinigung der Österreicher mit den Sachsen eine Schlacht wahrscheinlich war, so hoffte man, sie würden sich nach einer Niederlage bis nach Pilsen zurückziehen müssen, wenn sie Budweis und Tabor besetzt fänden. Eine grundfalsche Rechnung! In kritischen Augenblicken ist es besser, 300 Kranke preiszugeben, als einige tausend Menschen in Städten ohne hinreichende Verteidigungseinrichtungen aufs Spiel zu setzen. Im Gegenteil, wenn man eine Schlacht zu liefern beabsichtigte, mußte man alle Streitkräfte zusammenziehen, um den Feind sicherer schlagen zu können. Auch hätten jene beiden elenden Nester den Prinzen von Lothringen wohl nicht gehindert, seinen Rückzug dahin einzuschlagen, wo es ihm am richtigsten schien. Aber, so sagte man sich, Feldmarschall Seckendorff ist schon in Bayern angelangt, hat Bernklau nach Österreich zurückgetrieben und ganz Bayern bis auf Ingolstadt, Braunau und Straubing vom Feinde gesäubert. Sehr richtig! Aber die Fortschritte der Kaiserlichen durften doch die Preußen nicht abhalten, vernünftig zu handeln, und sie waren auch gar nicht so groß, daß man ungestraft Fehler begehen konnte.