<183> erstreckte sich eine kleine Ebene bis zu einem dichten Gehölz, wo sich der Prinz von Lothringen gelagert hatte. Der Prinz benutzte seine den Preußen gegenüber vorteilhafte Stellung und schickte gegen Abend ein starkes Detachement zur Besetzung der Anhöhe St. Johannes des Täufers, die sehr steil ist und die ganze umliegende Gegend beherrscht. Der König wünschte, eine Schlacht zu liefern, bevor seine Magazine aufgezehrt waren. Ein großer Schlag entsprach seinem Vorteil, aber nicht dem der Österreicher, und so vermieden sie ihn sorgfältig. Während der Prinz von Lothringen und Traun ihre Stellung auf dem Gipfel der Felsen nahmen, lagerte sich Nadasdy mit 6 000 Ungarn auf dem rechten Flügel der Preußen. Ghillanyi besetzte mit einem ebenso starken Korps das Gehölz, das die Ebene begrenzte. Trenck und Morocz stellten sich mit ihren leichten Truppen auf den linken Flügel, um die Preußen auch auf dieser Seite eingeschlossen zu halten und sie daran zu hindern, ihr Lager zum Fouragieren zu verlassen. Es scheint vielleicht sonderbar, daß die Preußen nichts unternahmen, um die genannten Korps aus ihrer Nähe zu vertreiben. Aber wegen der Defileen, die man vor sich hatte, konnte man ihnen nur schwer etwas anhaben.
Die schlechte Ernährung, das Elend und die Strapazen, die die Truppen ertragen hatten, erzeugten eine große Menge von Krankheiten. Kein Regiment war, wo nicht hundert Mann die Ruhr hatten. Den Offizieren ging es nicht besser. Die Fourage war im Lager verbraucht, Lebensmittel konnte man nur auf dem andern Elbufer bekommen, und die Jahreszeit wurde von Tag zu Tag rauher. Alle diese Gründe zwangen den König, den Rückmarsch über die Elbe bei Neu-Kolin anzutreten und die Truppen in Kantonnierungsquartiere zu legen, um die Kranken zu schonen und zu heilen. Die Armee brach am 9. November auf und vollzog ihren Rückzug in so guter Ordnung, daß man einen Angriff des Prinzen von Lothringen auch auf diesem Gelände mit Aussicht auf Erfolg hätte annehmen können. Zehn Bataillone besetzten Neu-Kolin und postierten sich hinter Mauern, die eine natürliche Verschanzung bildeten. Auf Anhöhen in der Nähe der Stadt wurden Batterien aufgepflanzt, die das ganze Gelände bestrichen. So wurden Neu-Kolin und Pardubitz wichtige Stellungen, weil sie die Verbindung mit Schlesien und Prag sicherten. Zwischen beiden Orten wurden längs des Flusses Stellungen angelegt, hinter denen die Truppen kantonnierten. Kaum waren die Preußen über die Elbe gegangen, so griffen die Panduren Neu-Kolin an, wurden aber so schlecht empfangen, daß ihnen die Lust verging, wiederzukommen. Am 14. nachts versuchten die Grenadiere der Königin mit allen ungarischen Truppen einen neuen Angriff, wurden jedoch überall kräftig zurückgeworfen, wobei sie 300 Tote verloren. Trenck, der berüchtigte Räuber, ward dabei verwundet.
Der Prinz von Lothringen hielt den Feldzug für beendigt und hätte den Truppen gern Ruhe gegönnt. Das hatten sie nach den Strapazen im Elsaß und in Böhmen wohl verdient. Allein der Wiener Hof war andrer Meinung und erteilte dem Prinzen ausdrücklichen Befehl zur Fortsetzung der Operationen.