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Der König wiegte sich in der Hoffnung, der Feind würde seine Winterquartiere zwischen Elbe und Sazawa beziehen. Er wollte sie von Pardubitz und Neu-Kolin aus überfallen und den Czaslauer und Chrudimer Kreis von den Österreichern säubern. Deshalb hatte er sein Quartier zu Trnowa nahe bei Pardubitz genommen. Erbprinz Leopold stand unweit von Neu-Kolin. Der Feind machte zu dieser Zeit einige Bewegungen, die einen Angriff auf Pardubitz zu verraten schienen. Deshalb sah der Erbprinz sich veranlaßt, sich den Quartieren des linken preußischen Flügels noch mehr zu nähern. Mittlerweile fing man Briefe aus Wien auf, die ein großes Unternehmen für den 18. November ankündigten. General Einsiedel, der zu Prag kommandierte, meldete, der Feind ließe in allen benachbarten Dörfern an Sturmleitern arbeiten, und General Nassau zeigte an, daß er binnen kurzem einen Angriff auf Neu-Kolin erwartete. Für Pardubitz, wo sich der linke Flügel der Armee befand, war nichts zu befürchten.

An der Elbe entlang standen von Meile zu Meile Infanterieposten. 40 Husarenschwadronen waren zwischen ihnen verteilt, um den Patrouillendienst zu versehen und auf die geringsten Bewegungen des Feindes zu achten. Auf diese Weise mußte der König es stets im voraus erfahren, wenn der Feind einen Versuch machte, über die Elbe zu gehen. Eigentlich war also nur für Prag etwas zu besorgen. Der König schickte Rothenburg mit seinen Dragonern und drei Bataillonen zur Verstärkung der Prager Besatzung. Endlich kam der kritische Tag, der 18.; doch geschah von seiten des Feindes nichts als vieles Hin- und Hermarschieren. Der 19. schien entscheidender. Von 5 Uhr morgens an hörte man Geschützdonner und ziemlich lebhaftes Infanteriefeuer. Der König schickte nach allen Seiten Kundschafter, um zu erfahren, woher dieses Feuer kam. Allgemein glaubte man an einen abermaligen Angriff des Feindes auf Neu-Kolin. Die Schüsse, die man hörte, kamen vom rechten Flügel des Heeres, und da General Nassau einen Angriff des Prinzen von Lothringen auf seine Stellung erwartete und keine andre Nachricht eintraf, so beruhigte man sich bei dieser Wahrscheinlichkeit. Die Ungewißheit währte bis gegen Mittag, wo ein Husarenoffizier dem König Meldung brachte: die Österreicher hätten in der Nacht Brücken bei Selmitz geschlagen, was man infolge der Nachlässigkeit der Patrouillen erst bei Tagesanbruch gemerkt hätte. Oberstleutnant Wedell1, dessen Bataillon am nächsten stand, sei hinmarschiert, hätte trotz des Feuers von 50 Geschützen die österreichischen Grenadiere dreimal zurückgeschlagen und dem Prinzen von Lothringen den Übergang fünf Stunden lang streitig gemacht. Die Husaren, die er zur Armee geschickt hätte, um seine Lage zu melden, seien unterwegs von Ulanen getötet worden, die sich in die benachbarten Wälder geschlichen hätten. Mangels Unterstützung hätte er sich in guter Ordnung durch den Wald von Wischeniowitz zur Armee zurückgezogen.

Der Übergang des Feindes über die Elbe war schlimm, mochten nun die Husaren durch ihre Nachlässigkeit daran Schuld sein oder nicht. Damit war das Schicksal des


1 Georg von Wedell; er fiel 1745 bei Soor.