<186> gestatteten; nicht zu gedenken des gefährlichen Rückzugs von mindestens dreißig Meilen, den die Besatzung von Prag machen mußte, bevor sie über Leitmeritz und durch die Lausitz die schlesische Grenze erreichte. Der König hielt es für das sicherste, nach Schlesien zu marschieren. Wollte man Prag halten, so gäbe man den Österreichern Gelegenheit, dem Heere jede Verbindung mit Schlesien abzuschneiden. Ein gleiches würden die Sachsen an ihren Grenzen tun, sodaß die Armee aus Mangel an Lebensmitteln, Rekruten, Waffen, Munition und Remonten noch vor dem Frühjahr zugrunde gerichtet sein würde. Wo sollte ferner bei unterbrochener Verbindung das Geld zur Besoldung der Truppen, zum Ankauf von Magazinen usw. herkommen? Wie sollte Marwitz mit seinen 22 000 Mann Ober- und Niederschlesien gegen das Heer des Prinzen von Lothringen decken? Diese Gründe entschieden für den Rückmarsch nach Schlesien. Dort fand die Armee alles, was sie zu ihrer Wiederherstellung brauchte. In den Festungen waren Magazine und auf dem Lande Lebensmittel zu finden. Die Verbindung mit der Mark Brandenburg war wiederhergestellt, und es mangelte weder an Geld noch an Pferden, Rekruten und Hilfsquellen aller Art. Nahm man die Dinge, wie sie waren, so verlor der König bei seinem Rückzug aus Böhmen in der Tat nichts als seine schwere Artillerie. Alle Generale traten seiner Meinung bei.
Der auf der Stelle gefaßte Entschluß mußte auch sofort ausgeführt werden. Der König schickte seinen Adjutanten Bülow1, einen umsichtigen Mann, auf den er sich verlassen konnte, an alle detachierten Korps sowie an die Besatzung von Prag mit dem Befehl, Böhmen zu räumen. General Nassau erhielt die Weisung, auf dem Wege über Chlumetz oder Nechanitz zur Armee zu stoßen. Der König wollte dem Prinzen von Lothringen gegenüber geeignete Bewegungen machen, um diese Vereinigung zu erleichtern. Bülow gelangte durch die feindlichen Husarenabteilungen hindurch und richtete seine Aufträge aus. Der Entschluß, Prag zu räumen, war um so mehr geboten, als die Besatzung nur noch für sechs Wochen Lebensmittel besaß. Hätte man so lange gewartet, so würde der Hunger zur Kapitulation gezwungen haben.
Am 20. November näherte der König sich Chlumetz, um Nassaus Anmarsch zu unterstützen. Dort blieb er stehen, bis Nassaus Detachement Bidschow und Nechanitz erreicht hatte. Am 22. nahm die Armee Stellung zwischen Pardubitz und Königgrätz, beim Dorfe Wositz, um das Defilee von Nechanitz zu decken. Die Kranken und die Bagage gingen unter guter Bedeckung nach Schlesien voraus, um den Marsch der Truppen zu erleichtern. Retzow räumte Pardubitz. Am 24. rückte die ganze Kavallerie dem General Nassau entgegen und eskortierte sein Korps zur Armee. Die Infanterie zog durch Königgrätz und kantonnierte in den Dörfern diesseits der Elbe. Am 25. und 26. blieb die Armee in dieser Stellung. Am 27. teilte sie sich in drei
1 Major Daniel Gottlieb von Bülow.