11. Kapitel
Einfall der Österreicher in Oberschlesien und in die Grafschaft Glatz. Ihre Vertreibung durch den Fürsten von Anhalt und General Lehwaldt. Unterhandlungen mit Frankreich. Tod Karls VII. Französische Intrigen in Sachsen. Neue Unterhandlungen mit den Franzosen. Unterhandlungen mit den Engländern zur Herbeiführung des Friedens. Schwierigkeiten infolge des Warschauer Vertrags. England verspricht seine guten Dienste. Vorbereitungen für den Feldzug. Abreise des Königs nach Schlesien. Friedensschluß des jungen Kurfürsten von Bayern mit Österreich zu Füssen (1745).
Kaum hatte der König die Armee verlassen1, so wollten die Österreicher sich schon den angeblichen Schrecken der Preußen zunutze machen und fielen in Oberschlesien und in die Grafschaft Glatz ein. Marwitz, dessen Korps in der Umgegend von Troppau kantonnierte, zog sich noch vor der Annäherung des Feindes auf Ratibor zurück, wo er starb. Prinz Dietrich von Anhalt führte das Korps über Kosel und Brieg weiter und stieß bei Neiße zur Armee. Lehwaldt, der in der Grafschaft Glatz befehligte, zog sich nach Breslau zurück, noch ehe der Feind heran war. Beide Rückzüge erfolgten ohne jeden Verlust. Da man sie rechtzeitig vornahm, fanden die Österreicher keine Gelegenheit, sie auszunutzen.
Diese Ereignisse nötigten den König, nach Schlesien zurückzukehren (21. Dezember). Dort verabredete er mit dem alten Fürsten von Anhalt2 die nötigen Maßregeln, um die Absichten des Prinzen von Lothringen zu durchkreuzen. Der Fürst versammelte ein starkes Korps bei Neiße, ging am 8. Januar 1745 über den Fluß und stracks auf den Feind zu. Seine Truppen zogen sich bei Tagesanbruch zusammen und verbrachten die Nächte dicht beieinander in Kantonnierungsquartieren. Beim Anmarsch der Preußen verließ Traun die Stellung bei Neustadt und kehrte nach Mähren zurück. Auf diesem Marsche mußten die Österreicher fünf Nächte im Schnee kampieren. Viele kamen vor Frost um und viele desertierten. Der Fürst von Anhalt konnte nur einen Teil der Arrieregarde angreifen, von der er einige Gefangene machte. Dann nahm er bei Troppau und Jägerndorf Stellung.
1 Am 11. Dezember 1744.
2 Nach der Abreise des Königs hatte Fürst Leopold den Oberbefehl übernommen.