<199>ken, Westfalen und den Niederrhein rücken, den Kurfürsten von Hannover durch ihre Nähe im Zaume halten und ihn darin hindern, die böhmische Wahlstimme anzuerkennen1 und die Wahl des Großherzogs zu begünstigen. Ferner sollte das Heer dazu dienen, die ganze Gegend in Schach zu halten und den Kurfürsten von der Pfalz, den Landgrafen von Hessen sowie alle Alliierten des verstorbenen Kaisers zu beschützen. Reichten auch diese Maßnahmen nicht völlig hin, um den Großherzog vom Kaiserthron auszuschließen, so konnten die Franzosen seine Erwählung auf diese Weise doch hinausschieben, und wer Zeit gewinnt, hat alles gewonnen. Ebenso verlangte der König, das Heer in Bayern sollte genügend verproviantiert werden, einen fähigen Oberkommandierenden erhalten und sich unverzüglich zusammenziehen, sobald die Österreicher sich in ihren Quartieren zu rühren begannen, damit die Preußen und Bayern mit vereinten Kräften gegen ihre gemeinsamen Feinde vorgehen könnten. Ferner erklärte der König seinen Verbündeten, er sei nach den Erfahrungen des Feldzugs von 1744 von weiten Vorstößen abgekommen und werde künftig nur so weit in die Länder der Königin eindringen, wie seine Lebensmittel ihm nachkommen könnten. Da er die Österreicher und Sachsen so dicht auf dem Halse habe und zudem von den Russen bedroht werde, so sei für ihn doppelte Vorsicht geboten. Wenn aber die Franzosen keine geeigneten Maßregeln zur Hintertreibung der Kaiserwahl träfen, so sähe er sich genötigt, mit der Königin von Ungarn Frieden zu schließen.

Hierauf schickten die Franzosen Valory nach Dresden, um den König von Polen zur Bewerbung um den Kaiserthron zu bereden. Allein der Warschauer Vertrag, das Übergewicht der Russen am sächsischen Hofe und die englischen Guineen banden dem König die Hände.

Dieses Vorspiel bestärkte den Berliner Hof in der Meinung, der Großherzog würde zum Kaiser gewählt werden, die Armee der Verbündeten würde in Bayern kein Glück haben, den Franzosen läge nur ihr Feldzug in Flandern am Herzen und ihre Verbündeten täten gut, für sich selbst zu sorgen. Es wäre zu wünschen gewesen, daß man alle diese politischen Händel auf friedlichem Wege hätte schlichten können, um unnützem Blutvergießen vorzubeugen. Aber die Fackel der Zwietracht sprühte neue Funken über ganz Europa, und die Geldmittel der Großmächte waren noch nicht erschöpft.

Die Preußen fingen auf gut Glück eine Unterhandlung in London an, in der Hoffnung, dort mehr Geneigtheit zum Frieden zu finden als früher, und auch wegen einer soeben geschehenen Umwälzung im englischen Ministerium. Seit Lord Carteret den Wormser Vertrag geschlossen hatte, war die Liebe der englischen Nation zu ihm erkaltet. Man warf ihm vor, daß er zu ungestüm und zu hitzig wäre und sich von seiner Lebhaftigkeit zu ständigen Übertreibungen hinreißen ließe. Die all-


1 Der Frankfurter Wahltag hatte 1741 den Ausschluß der böhmischen Wahlstimme beschlossen.