<200>gemeine Unzufriedenheit nötigte den König, den Minister zu entlassen1, der allen seinen Wünschen entsprach und alles, was Georg zum Vorteil seines Kurfürstentums tat, geschickt mit dem englischen Nationalinteresse bemäntelte. Der König mußte es sich bieten lassen, daß das Parlament ihm die Verfügung über die Siegel entzog und sie dem Herzog von Newcastle anvertraute. Lord Harrington wurde Premierminister. Das Volk nannte das neue Ministerium die Partei der Pelhams, weil dessen Mitglieder aus dieser Familie stammten. Die neuen Minister entfernten zwar alle Kreaturen Carterets, konnten aber die von ihm geschlossenen Bündnisse nicht brechen und die Richtung, die er der europäischen Politik gegeben hatte, nicht plötzlich verändern. Carteret war falsch und durchtrieben gewesen und hatte nicht einmal den Anstand gewahrt, mit dem selbst die unredlichsten Charaktere ihre Schlechtigkeit verhüllen. Harrington stand im Ruf eines Ehrenmannes. Er war furchtsamer als sein Vorgänger, dafür aber besaß er alle Eigenschaften einer vornehmen Seele.

In Berlin war man für Harringtons Persönlichkeit eingenommen und versuchte daher mit seiner Hilfe die Wege für einen allgemeinen Frieden zu ebnen. Unter anderm schlug man ihm folgendes vor: Don Philipp sollte in Italien ein Fürstentum bekommen; Frankreich sollte von seinen Eroberungen Ypern und Veurne behalten; dafür sollte Spanien den Engländern den Schleichhandel für zwanzig weitere Jahre oder noch länger gestatten. Alle Verbündeten sollten den Großherzog von Toskana als Kaiser anerkennen, und Preußen sollte, den Bestimmungen des Breslauer Friedens gemäß, im Besitz von Schlesien bleiben. Die englischen Minister lehnten jede Unterhandlung über diese Punkte ab, da der König die Fortsetzung des Krieges wünschte und alle Versuche der Pelhams zu seiner Beendigung hintertrieb. Der Grund für seine hartnäckige Weigerung kam endlich im Haag heraus. Der hervorragendste Geist und zugleich der größte Redner Englands, Lord Chesterfield, war damals Gesandter in Holland. Er verhehlte dem preußischen Gesandten bei den Generalstaaten, Graf Podewils, nicht, daß der Warschauer Vertrag die guten Absichten der Pelhams lahmlege, und daß der König von Preußen sich daher nicht durch Verhandlungen hinhalten lassen dürfe, sondern den Absichten seiner Feinde, die seinen Untergang beschlossen hätten, tapfer entgegentreten müsse. Das hinderte indes nicht, daß die häufigen Vorstellungen des preußischen Gesandten in London2 dem König von Preußen die volle Zuneigung des neuen Ministeriums gewannen. Ja die Minister ließen ihm versichern, daß sie nur auf eine Gelegenheit warteten, ihm dienlich zu sein.

Lord Chesterfields Rat war der beste, dem man folgen konnte. Die Unterhandlungen wurden fortgesetzt, aber des Königs Hauptaugenmerk war auf die Rüstungen zum nächsten Feldzuge gerichtet. Zum Wichtigsten gehörte die Anlage großer Magazine in Schlesien, zu der beträchtliche Summen verwandt wurden. Mit vielem Eifer


1 24. November 1744.

2 Johann Heinrich Andrié.