<209>nahme von Nieuport, Dendermonde, Ostende und Ath, worauf der Marschall von Sachsen Winterquartiere hinter der Dender bezog. Der Feldzug stellte den französischen Waffenruhm, den der Krieg in Böhmen vernichtet hatte, wieder her. Ludwig XIV. hatte im Jahre 1672 mehr Land erobert, es aber ebenso rasch wieder verloren. Ludwig XV. sicherte sich seine Besitzungen und verlor nichts.
Die Spanier und Franzosen hatten den Feldzug in Italien und Flandern um einen Monat früher eröffnet, als die Truppen in Schlesien ins Feld rückten. Die Preußen und Österreicher hatten erst gegen Ende Februar ruhige Winterquartiere bezogen. Beide bedurften der Ruhe, um sich von ihren Strapazen zu erholen. Der König von Preußen konnte seinen Feinden zuvorkommen. Er brauchte nur die österreichischen Quartiere in Böhmen zu überfallen. Aber er setzte mehr aufs Spiel, wenn er dort einbrach, als wenn er den Gegner erwartete. Deshalb zog er seine Kantonnements in der Mitte von Schlesien zusammen, sodaß er allen Gebirgspässen, durch die der Feind eindringen konnte, gleich nahe war. Es wäre unsinnig gewesen, dem Gegner fünfzehn bis zwanzig Straßen streitig zu machen, die in einer Breite von vierundzwanzig deutschen Meilen aus Böhmen und Mähren nach Schlesien führten. Das sicherste blieb, den Prinzen von Lothringen anzugreifen, wenn er aus den Pässen heraustrat, ihn dann nach Böhmen zu verfolgen, das Land an der schlesischen Grenze auf zwölf Meilen in der Runde auszufouragieren und die Truppen im Spätherbst nach Schlesien zurückzuführen, um ihnen ruhige Winterquartiere zu verschaffen. Der Plan war einfach, leicht ausführbar und entsprach den Umständen. Man hatte also alle Ursache, auf sein Gelingen zu rechnen.
Die Armee war folgendermaßen aufgestellt. 10 Bataillone, 10 Schwadronen und 500 Husaren unter Generalleutnant Truchseß bildeten eine Kette von der Lausitz bis zur Grafschaft Glatz. Ihre Patrouillen gingen nach Schatzlar, Braunau und Böhmisch-Friedland. General Lehwaldt deckte die Grafschaft Glatz mit 10 Bataillonen und 500 Husaren. Außerdem lagen drei Bataillone als Besatzung in der Festung, deren Gouverneur Fouqué war. Markgraf Karl verteidigte die Grenze von Oberschlesien mit 16 Bataillonen und 20 Schwadronen. Hautcharmoy deckte mit 5 Bataillonen und 16 Schwadronen den Teil Oberschlesiens jenseits der Oder. Die Hauptarmee stand zwischen Breslau, Brieg, Schweidnitz, Glatz und Neiße. In Neiße hatte der König sein Hauptquartier. Hier wütete eine Seuche. Die Menschen bekamen Beulen und starben in wenigen Tagen. Hätte man gesagt, es sei die Pest, so wären alle Verbindungen, ja sogar die Lieferungen für die Magazine abgeschnitten worden. Die Furcht vor der Ansteckung wäre bei Eröffnung des Feldzuges verhängnisvoller geworden als alle Unternehmungen des Feindes. Man milderte also jenen furchtbaren Namen und nannte die Krankheit Faulfieber. So ging alles seinen gewöhnlichen Gang. Derart machen Worte oft mehr Eindruck auf die Menschen als die Dinge selbst.
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