<224> Proviantwagen verloren, und so konnten die Lebensmittel dem Lager nur auf schlesischen Bauernwagen zugeführt werden. Seit dem Abmarsche des Markgrafen Karl aus Oberschlesien hatten die Ungarn die Festung Kosel überrumpelt (26. Mai). Sie wagten sich auf ihren Streifzügen bis in die Nähe von Schweidnitz und Breslau und waren im Begriff, sich hinter die Armee zu schieben und ihr die Lebensmittel abzuschneiden. Zudem konnte sich der König nicht weiter als zehn deutsche Meilen von Schweidnitz entfernen, von wo er nur alle fünf Tage Lebensmittel erhielt. Hätte er den Kriegsschauplatz nach Sachsen verlegt, so hätte er Schlesien der Willkür der Österreicher preisgegeben. Alle diese wichtigen Gründe bewogen den König, seinem ersten Plane treu zu bleiben, nämlich die böhmischen Grenzen kahl zu essen, damit der Feind dort nicht überwintern konnte.
Die Franzosen machten noch einige Versuche, dem König von Polen die Kaiserkrone, der er längst entsagt hatte, als Lockspeise anzubieten. Für Preußen bot nur noch eine Unterhandlung Vorteil: die mit England. Durch sie allein konnte der Friede mit der Königin von Ungarn zustande kommen. Der König von England war damals in Hannover und hatte Lord Harrington mitgenommen. Der junge Graf Podewils, preußischer Gesandter im Haag, erhielt Befehl, nach Hannover zu reisen, um das Terrain zu sondieren und die Gesinnung Lord Harringtons und des Hofes zu erforschen.
Was die Kriegsoperationen betraf, so ward beschlossen, sich solange wie möglich in Böhmen zu halten, die besten Lager sorgfältig auszusuchen und die Truppen nicht unnötig auszusetzen, zumal Nassau nach Oberschlesien detachiert werden sollte, um Kosel zurückzuerobern. Bei jeder Gelegenheit sollten scheinbare Offensivbewegungen ausgeführt werden, um dem Feinde zu imponieren und ihm die Absicht zu verbergen, daß man nichts dem Zufall überlassen wollte. Nassau marschierte am 25. Juni mit 12 000 Mann nach Oberschlesien ab. Er ging über Glatz und Reichenstein und warf die Ungarn auf Neustadt zurück, von wo er sie unter Verlusten weitertrieb. Dann rückte er gegen Kosel vor und traf alle Anstalten zur Belagerung. Die Festung war durch die Schurkerei eines desertierten Offiziers der Besatzung gefallen. Der Verräter hatte den Feinden hinterbracht, daß der Graben noch nicht ganz fertig sei, und die Stelle an der Spitze einer Bastion angegeben, wo man durchwaten könnte. Er führte 2 000 Panduren durch den Graben, erstieg die Bastion und die Festung, deren Kommandant Foris war. Einige Mannschaften wurden niedergehauen, der Rest, 350 Mann stark, geriet in Gefangenschaft. Das geschah zwei Tage nach dem Abmarsch des Markgrafen Karl aus Oberschlesien.
Während Nassau derart in Oberschlesien beschäftigt war, gab sich der König alle Mühe, seine Truppen in Böhmen zu halten. Zu dem Zwecke detachierte er seine schwere Kavallerie gegen Opotschno, eine halbe Meile links von den beiden preußischen Heeresabteilungen. Sie beunruhigte den Prinzen von Lothringen Nacht für Nacht, um seine Standhaftigkeit, die sich nicht selten verleugnete, auf die Probe zu stellen, und