<237> achtundzwanzig feindlichen Geschützen aufmarschieren, die in zwei Batterien aufgefahren waren. Ein Hagel von Granaten fiel in die preußische Kavallerie. Jedoch nichts brachte die Preußen außer Fassung. Kein Mann verzog beim Aufmarsch eine Miene, keiner wich aus dem Gliede. So rasch die Armee sich aber auch formierte, der rechte Flügel war doch fast eine halbe Stunde dem feindlichen Geschützfeuer ausgesetzt, bevor der linke ganz aus dem Lager gerückt war.
Nun erhielt Feldmarschall Buddenbrock Befehl, mit der Kavallerie anzugreifen, was er ungesäumt tat. Die Österreicher hatten ihr Gelände schlecht gewählt. Ihre Kavallerie hatte einen Absturz hinter sich, und die drei Kavallerietreffen standen wegen des engen Raumes viel zu dicht hintereinander. Zwischen den einzelnen Treffen waren kaum zwanzig Schritt Abstand. Nach aller Gewohnheit feuerten sie ihre Karabiner ab, aber ehe sie die Säbel gezogen hatten, wurden sie teils in den Abgrund, der hinter ihnen lag, teils auf ihre eigne Infanterie geworfen. Das mußte so kommen; denn das erste zurückgeschlagene Treffen mußte notwendig das zweite fortreißen und dieses das dritte. Es war gar kein Raum da, wo die insgesamt 50 Schwadronen sich wieder hätten ordnen können.
Durch diesen ersten Erfolg angefeuert, griff die erste preußische Infanteriebrigade vom rechten Flügel die österreichischen Batterien, von denen oben die Rede war, zu hastig an. Achtundzwanzlg mit Kartätschen geladene Kanonen lichteten die Glieder der Angreifer im Nu und brachten sie zum Weichen. Fünf Bataillone der Reserve kamen indes sehr zur gelegenen Zeit heran. Die Zurückgeworfenen formierten sich hinter ihnen von neuem, und mit vereinten Kräften eroberten die zehn Bataillone nun die feindliche Batterie. Generalleutnant von Bonin und Oberst von Geist trugen am meisten zum Gelingen des ruhmvollen Angriffs bei.
Nun erblickten die Preußen eine starke feindliche Kolonne, die von ihrem rechten Flügel die Anhöhen herab gegen Burkersdorf vorging. Aber der König kam dem Angriff zuvor. Er ließ das Dorf durch ein Bataillon des Regiments Kalckstein besetzen. Die entferntesten Häuser links wurden in Brand gesteckt, um das Bataillon zu decken, bis die Infanterie des linken Flügels sich dahinter formiert hatte. Das Bataillon feuerte pelotonweise auf den Feind wie auf dem Exerzierplatze, und die feige Kolonne suchte ihr Heil in der Flucht.
Die Kavallerie des rechten preußischen Flügels hatte nun nichts mehr zu tun. Der Abgrund, in den sie die Österreicher geworfen hatte, fing bei der Straße nach Trautenau an und verlief sich gegen das Zentrum der Preußen auf das Dorf Soor zu, das vor ihnen lag. Während allein die Buddenbrock-Kürassiere und eine Husarenabteilung hinter dem rechten Infanterieflügel als zweites Treffen zurückblieben, schickte der König die Regimenter Gensdarmes, Prinz von Preußen, Rothenburg und Kyau, insgesamt 20 Schwadronen, zur Verstärkung auf den linken Flügel der Armee. Derweil griff die Infanterie des rechten Flügels die feindliche Infanterie in der Flanke an, trieb sie ununterbrochen vor sich her und warf sie auf den rechten Flügel der