Das waren die Grundsätze, nach denen der König handelte. Wie man im folgenden sehen wird, ist er trotz seiner Waffenerfolge nie von ihnen abgewichen. Wer hätte aber gezweifelt, daß der König von Polen so billige Vorschläge aufs beste aufnehmen würde? Trotzdem geschah gerade das Gegenteil. Graf Brühl hatte nichts als seinen Plan im Kopfe. Aus dem Grunde hatte er den Prinzen von Lothringen nach Sachsen zurückkehren lassen, um die Sachsen unter Rutowski und das Grünnesche Korps mit dem österreichischen Heere zu vereinigen. Im Vollgefühl dieser Kriegsmacht beschloß er, das Schicksal seines Königs und die Wohlfahrt seines Landes auf das Glücksspiel einer Schlacht zu setzen. Derart opferte er alles, was der Mehrzahl der Menschen heilig ist, seiner Privatrache.
Villiers erschien am Dresdener Hofe mit der Miene eines Mannes, der eine gute Nachricht bringt. Er bat um Audienz, unterbreitete die ihm aufgetragenen Vorschläge und redete dem König August ins Gewissen, das ihm und seinem Lande drohende Unheil abzuwenden. Der König erwiderte ihm trocken, er werde sehen, was zu tun sei. Brühl sprach sich dem englischen Gesandten gegenüber deutlicher aus. Er prahlte mit der Hilfe, die er von den Russen erwartete, mit Sachsens großen Hilfsquellen und schloß mit den Worten, er werde Herrn Villiers aus Hochachtung für den König von England eine Denkschrift mit den Bedingungen zustellen lassen, unter denen sich der König von Polen zum Frieden verstehen könnte.
Am Tage darauf, dem 1. Dezember, reiste König August nach Prag und die beiden ältesten Prinzen1 nach Nürnberg. Welch ein Gemisch von Hochmut und Schwäche! Nach der Abreise des Hofes übergab einer der sächsischen Räte dem englischen Gesandten eine Denkschrift folgenden Inhalts. Der König von Polen wolle dem Vertrage von Hannover beitreten, wenn die Preußen sogleich alle Feindseligkeiten einstellten, keine Kontributionen mehr einforderten, die bereits erhobenen ersetzten, Sachsen unverzüglich räumten und allen angerichteten Schaden, auch den, der durch den Rückmarsch der Truppen noch entstehen würde, bezahlten. Villlers hegte keine Hoffnung auf das Zustandekommen eines Friedens, dessen Bedingungen die Sachsen so hochfahrend vorschrieben. Er sandte die Denkschrift an den König von Preußen mit der Versicherung der freundschaftlichen Gesinnung seines Herrn und mit dem Zusatz, daß er für die Erklärung der sächsischen Minister nicht die Garantie übernähme2. Damit war genug gesagt.
Zugleich erfuhr der König, daß der Prinz von Lothringen bei Leitmeritz über die Elbe gegangen sei und auf Dresden marschierte. Kombinierte man die Bewegung der österreichischen Armee mit der schnellen Flucht des Königs von Polen und seiner Söhne, so war es klar, daß Brühl den Frieden nicht wollte. Um die Pläne so er-
1 Kurprinz Friedrich Christian und Prinz Xaver.
2 Die Darstellung ist nicht genau. Am 1. Dezember 1745 hatte der König verlangt, Villlers solle im Namen Georgs ll. die Bürgschaft für die Erklärung des sächsischen Hofes, daß er dem Vertrage von Hannover beitreten wolle, übernehmen. In seiner obigen Antwort vom 4. erklärte der Gesandte, dazu nicht förmlich ermächtigt zu sein.