<258> in der Schlacht bei Soor sollte eine Kopie der Schlacht von Fontenoy sein. Auch Rutowskis Stellung bei Kesselsdorf war der von Fontenoy nachgemacht. Nur bestand ein kleiner Unterschied zwischen dem Marschall von Sachsen und seinen Nachahmern, und daher waren auch die Erfolge verschieden.
Inzwischen setzten sich die beiden preußischen Heere in Bewegung. Die Armee des Fürsten von Anhalt marschierte auf den Feind zu, und die vom König geführten Truppen gingen bei Meißen über die Elbe. Der König ließ 14 Bataillone in Meißen einrücken. Die übrige Armee bezog Kantonnements am rechten Elbufer, sodaß der König seine Truppen jederzeit zusammenziehen und dem Fürsten von Anhalt im Notfalle zu Hilfe kommen konnte. Gingen aber die Österreicher bei Dresden über die Elbe, so konnte der König ihnen auf dieser Seite die Stirn bieten. Bei der Ankunft in Meißen erhielt der König einen Brief von Villiers. Darin schrieb der Gesandte, die verzweifelte Lage König Augusts III. und die Bedrängnis, in die er geraten sei, hätten ihn endlich bestimmt, die Hand zu einem Vergleich zu bieten. Saul, Brühls Merkur, solle mit Instruktionen und Vollmachten für die sächsischen Minister nach Dresden abgehen, damit sie mit den preußischen Ministern den Frieden vereinbaren könnten. Auch wolle die Königin von Ungarn dem Frieden beitreten, wenn die Konvention zu Hannover einige Milderungen erführe. Er, Villiers, würde sich sobald als möglich nach Dresden begeben, um im Notfalle zwischen den Parteien zu vermitteln und ihre Aussöhnung herbeizuführen.
Kaum hatte der König den Brief gelesen, so kam die Meldung, der ganze Himmel stände nach Dresden zu in Flammen, und man hörte das Getöse einer furchtbaren Kanonade. Der König vermutete mit Recht, daß der Fürst von Anhalt mit dem Feinde zusammengestoßen sei. Er ließ die Kavallerie sofort satteln, die Infanterie ins Gewehr treten und eilte selbst mit hundert Husaren auf die Straße nach Dresden. Nach allen Seiten wurden Patrouillen ausgeschickt. Eine Patrouille brachte sechs Flüchtlinge vom Sybilskischen Korps ein. Sie versicherten, daß die Sachsen geschlagen wären. Ihre Aussage fand um so mehr Glauben, als man keinen Preußen ankommen sah, was doch geschehen wäre, hätte die Schlacht einen für die Preußen ungünstigen Ausgang genommen. Aber die einbrechende Nacht nötigte den König zur Rückkehr nach Meißen; denn er durfte sich keinem Unfall aussetzen und mußte sich damit zufrieden geben, daß die Preußen aller Wahrscheinlichkeit nach gesiegt hatten. Wäre die Schlacht für den Fürsten von Anhalt unglücklich gewesen, so wollte der König seine Truppen auf den Anhöhen bei Meißen zusammenziehen, den Geschlagenen entgegenrücken, sie ins zweite Treffen nehmen, mit seinen eignen Truppen das erste Treffen bilden und den Feind von neuem angreifen, um ihn um jeden Preis zu schlagen. Aber der Fürst von Anhalt ersparte ihm alles Weitere. Schon am Abend traf ein Offizier vom Heere des Fürsten ein und erstattete dem König Bericht von den näheren Umständen der glorreichen Schlacht bei Kesselsdorf.