<266>art angeschlagen, die um so weniger angebracht war, als man den Versailler Vertrag nicht geschlossen hatte, um die gegenseitigen Verpflichtungen nur mit schönen Redensarten zu erfüllen. Entkleidet man den Brief all seines Wortschwalls, so sagt er tatsächlich nur folgendes: „Ich bin Ihnen sehr böse, daß Sie den Vertrag zu Hannover geschlossen haben, ohne mich zu benachrichtigen; denn der Prinz von Lothringen würde ins Elsaß zurückkehren, wenn die Königin von Ungarn dem Vertrag beiträte. Sehen Sie denn nicht, daß der Krieg, den ich in Italien und in Flandern führe, eine Diversion zu Ihren Gunsten ist? Mir liegt doch gar nichts an der Eroberung Flanderns, und ob mein Schwiegersohn Don Philipp1 in Italien eine Krone bekommt, ist mir ganz gleichgültig. Conti hält die Hauptmacht der Königin von Ungarn in Deutschland ganz vorzüglich in Schach. Er ist über den Rhein zurückgegangen, sodaß jeder beliebige Prätendent zum Kaiser erwählt werden konnte. Traun konnte den General Grünne getrost nach Sachsen detachieren und wird ihm vielleicht mit seinen übrigen Truppen nachfolgen, wenn die Königin von Ungarn es für gut findet, ihn gegen Sie ins Feld zu stellen. Ich habe in diesem Feldzuge Großes vollbracht, aber auch von Ihnen hat man gesprochen. Ich bedaure die gefährliche Lage, in die Sie sich aus Liebe zu mir gebracht haben. Man erwirbt sich aber nur dann Ruhm, wenn man sich für Frankreich aufopfert. Bleiben Sie also standhaft und dulden Sie nur weiter. Folgen Sie dem Beispiel meiner übrigen Verbündeten, die ich zwar, ehrlich gesagt, verlassen habe, denen ich aber Almosen gab, als man ihnen alle ihre Besitzungen genommen hatte. Ihr eigener Geist mag Sie beraten und Ihr Dünkel, der Sie bisweilen trieb, mir Ratschläge zu erteilen. Sie besitzen zweifellos Geschick genug, sich aus der Klemme zu ziehen. Zudem wird die Winterkälte Ihre Feinde zu Eis erstarren lassen, und sie werden Ihnen nichts antun. Sollte Ihnen aber ein Unglück zustoßen, so verspreche ich Ihnen eine Leichenrede in der französischen Akademie, sobald Ihre Feinde Ihren Staat zerstört haben werden. Ihr Name soll in die Märtyrerliste aufgenommen werden, in der die Namen aller Schwärmer stehen, die sich für Frankreichs Wohl zugrunde gerichtet haben, sowie die Namen aller Bundesgenossen, die Frankreich im Stiche zu lassen geruht hat. Sie sehen, daß ich Diversionen gemacht habe, und an Subsidien habe ich Ihnen bis zu einer Million Livres geboten. Hoffen Sie nur tapfer auf den schönen Feldzug, den ich im nächsten Sommer unternehmen werde und für den ich schon jetzt gewaltig rüste. Seien Sie versichert, daß ich mich in allen Fällen mit Ihnen ins Einvernehmen setzen werde, wo Sie meinem Willen blindlings folgen und allem beipflichten, was meinem Vorteil entspricht.“

Sobald die Friedensverhandlungen dem Abschluß nahe waren, sandte der König an Ludwig XV. folgende Antwort2. Wir führen sie dem Inhalt nach an, weil der Gegenstand ebenso bedeutsam wie heikel ist.


1 Don Philipp war mit Prinzessin Luise Elisabeth, der Tochter Ludwigs XV., vermählt. Durch den Aachener Frieden (1748) wurde er Herzog von Parma, Placenza und Guastalla.

2 Am 25. Dezember 1745.