Zwar hatten Künste und Wissenschaften in diesem Reiche tiefe Wurzeln geschlagen, aber der sanfte Umgang mit den Musen hatte die Rauheit der Volkssitten nicht gebrochen. Der harte Charakter der Engländer verlangte blutige Trauerspiele. Sie hatten die Gladiatorenkämpfe, den Schandfleck der Menschheit, fortgesetzt. Sie hatten den großen Newton hervorgebracht, aber keinen Maler, keinen Bildhauer, keinen guten Tonkünstler. Pope blühte noch und verschönerte die Dichtkunst durch männliche Gedanken, die ihm ein Shaftesbury und ein Bolingbroke lieferten. Der unvergleichliche Swift überragte seine Landsleute durch seinen Geschmack und zeichnete sich durch seine Kritiken über die Sitten und Bräuche aus. Die Stadt London übertraf Paris an Volkszahl um 200 000 Seelen. Die Einwohner der drei Königreiche beliefen sich auf acht Millionen. Schottland, das noch voll von Jakobiten war, seufzte unter dem Joche Englands, und die Katholiken in Irland klagten über den Druck, unter dem die Staatskirche sie hielt.
Im Gefolge Englands fährt Holland, wie eine Schaluppe im Kielwasser eines Kriegsschiffes folgt, an das sie befestigt ist. Nach der Abschaffung der Statthalterschaft (1702) hatte die Republik aristokratische Formen angenommen. Der Ratspensionär nebst dem Greffier berichtet in der Versammlung der Generalstaaten über die politischen Geschäfte; er erteilt den fremden Gesandten Audienz und hält darüber im Staatsrate Vortrag. Die Beratungen in diesen Versammlungen haben einen langsamen Gang; Geheimnisse werden schlecht gewahrt, weil man die Angelegenheiten einer zu großen Zahl von Deputierten mitteilen muß. Als Republikaner verabscheuen die Holländer die Statthalterschaft, weil sie fürchten, daß sie zum Despotismus führe; und als Kaufleute kennen sie keine andre Staatskunst als ihren Vorteil. Die Grundsätze ihrer Staatskunst machen die Holländer geschickter zur Verteidigung als zum Angriff auf ihre Nachbarn.
Mit Staunen und Bewunderung betrachtet man diese Republik, wie sie sich auf sumpfigem und unfruchtbarem Boden erhebt, halb vom Weltmeer umgeben, das die Dämme wegzuspülen und das Land zu überschwemmen droht. Eine Bevölkerung von zwei Millionen genießt hier die Reichtümer und den Überfluß, die sie ihrem Handel und den Wundern des menschlichen Fleißes verdankt. Zwar beklagte sich die Stadt Amsterdam, daß die ostindische Kompagnie der Dänen und die französische Handelsgesellschaft in L'Orient ihrem Handel Abbruch täte. Aber das waren nur Klagen des Neides. Die Republik befand sich damals in einer andern, wirklicheren Notlage. Eine Art von Würmern, die in den asiatischen Häfen vorkommt, hatte sich in die holländischen Schiffe eingenistet, und von da in die Faschinen, welche die Dämme halten. Sie zernagten beides, Schiffe und Dammbauten, und Holland fürchtete, seine Bollwerke möchten beim ersten Sturme zusammenbrechen. Der Staatsrat fand gegen diese Landplage kein anderes Mittel, als Fasttage im ganzen Land auszuschreiben. Ein Spötter sagte, der Fasttag hätte den Würmern angesetzt werden müssen. Trotz alledem war der Staat sehr reich. Er hatte wohl noch Schulden vom