<50> mindestens sechzig Mörser zur Zerstörung der Festungswerke, so wagt man einen festen Platz nicht zu belagern. Die halben Sappen, die ganzen Sappen, die flüchtigen Sappen, die Waffenplätze1 und die Laufgrabenreiter, alles das sind neue Erfindungen, die beim Angriff dazu dienen, Menschen zu sparen und die Übergabe der Festungen zu beschleunigen.

Unser Jahrhundert hat die Leichtbewaffneten wieder aufleben sehen: die Panduren bei den Österreichern, die Legionen bei den Franzosen, die Freibataillone bei uns2, ferner die Husaren3, die aus Ungarn stammen, aber bei allen anderen Heeren nachgeahmt sind, und die jene zur Römerzeit so berühmte numidische und parthische Reiterei ersetzen. Die Heere der Alten kannten keine Uniformen; es sind noch nicht hundert Jahre her, daß sie allgemein eingeführt worden sind.

Auch das Seewesen hat große Fortschritte gemacht, sowohl im Schiffsbau wie in der Steuerkunst. Allein dieser Gegenstand ist so umfangreich, daß ich ihn verlasse, um nicht allzu weit abzuschweifen.

Aus allem, was wir von den Fortschritten der Künste und Wissenschaften in Europa berichtet haben, ergibt sich, daß die nordischen Länder seit dem Dreißigjährigen Kriege es sehr viel weiter gebracht haben. Damals genoß Frankreich den Vorrang in allem, was zu den schönen Wissenschaften und zu den Dingen des guten Geschmacks gehört, die Engländer in der Mathematik und Metaphysik, die Deutschen in der Chemie, der Experimentalphysik und Gelehrsamkeit, die Italiener begannen zu sinken, aber Polen, Rußland, Schweden und Dänemark waren im Vergleich zu den kultiviertesten Völkern noch um hundert Jahre zurück.

Was vielleicht unsre Aufmerksamkeit am meisten verdient, ist die veränderte Machtstellung der Staaten seit 1640. Wir sehen einige aufsteigen; andre beharren sozusagen unbeweglich in der gleichen Lage; wieder andre geraten in Verfall, und es droht ihnen der Untergang.

Schweden stand unter Gustav Adolf im höchsten Glanze. Es diktierte in Gemeinschaft mit Frankreich den Westfälischen Frieden. Unter Karl XII. besiegte es die Dänen, die Russen und verfügte eine Zeitlang über den polnischen Thron. Es scheint, daß diese Macht damals alle ihre Kräfte zusammenraffte, um wie ein Komet mit großem Glanz zu erscheinen und sich dann in den unendlichen Raum zu verlieren. Seine Feinde zerstückelten es und entrissen ihm Esthland, Livland, die Fürstentümer Bremen und Verden und einen großen Teil Pommerns.

Schwedens Fall war die Epoche der Erhebung Rußlands. Diese Macht schien aus dem Nichts emporzutauchen, um auf einmal gewaltig dazustehen und bald nachher in die Reihe der gefürchtetesten Mächte zu treten. Man könnte auf Peter I. das


1 Erweiterungen im Laufgraben.

2 Das erste Freibataillon wurde im Herbst 1756 errichtet.

3 Friedrich Wilhelm l. befahl 1721 zuerst die Aufstellung einer Husarenschwadron.