<76> Sie lösten sich auf, und Schulenburg1 blieb bei diesem Angriff. Die siegreiche feindliche Kavallerie fiel nun in die rechte Flanke der preußischen Infanterie. Dort waren, wie wir schon sagten, drei Bataillone aufgestellt, die im ersten Treffen keinen Platz gefunden hatten. Die Infanterie wurde dreimal heftig angegriffen. Österreichische Offiziere fielen verwundet zwischen ihren Reihen. Mit dem Bajonett warf sie feindliche Reiter aus dem Sattel und schlug durch ihre Tapferkeit die Kavallerie unter großen Verlusten ab. Diesen Augenblick nahm Neipperg wahr. Seine Infanterie setzte sich in Bewegung, um den rechten preußischen Flügel, der von Kavallerie entblößt war, anzugreifen. Unterstützt von der österreichischen Reiterei, machte er unsägliche Anstrengungen, um die Treffen des Königs zu durchbrechen, doch umsonst! Die tapfere Infanterie stand wie ein Fels gegen alle Angriffe und brachte dem Feind durch ihr Feuer schwere Verluste bei.
Auf dem linken preußischen Flügel war die Lage nicht so kritisch gewesen. Dieser Flügel war dem Feinde versagt worden und stand an den Laugwitzer Bach angelehnt. Jenseits des Sumpfes hatte die preußische Kavallerie die der Königin von Ungarn angegriffen und geschlagen.
Indessen dauerte das Feuer der Infanterie auf dem rechten Flügel seit fast fünf Stunden mit großer Heftigkeit. Die Munition war verschossen, und die Soldaten griffen nach den Pulvervorräten der Gefallenen, um schießen zu können. Die Lage war höchst kritisch. Alte Offiziere glaubten schon, es sei alles verloren, und erwarteten den Augenblick, wo die Truppen sich aus Mangel an Munition zur Übergabe genötigt sehen würden2. Aber so kam es nicht, und junge Militärs mögen daraus lernen, nicht vorzeitig zu verzweifeln. Die Infanterie hielt nicht nur stand, sondern gewann dem Feinde sogar Boden ab. Als Feldmarschall Schwerin dies merkte, setzte er seinen linken Flügel gegen die rechte Flanke der Österreicher an. Das entschied den Sieg und führte zur völligen Niederlage der Feinde. Sie gingen in gänzlicher Auflösung zurück. Die Nacht verhinderte die Preußen, ihre Vorteile über das Dorf Laugwitz hinaus auszunutzen.
Jetzt kamen, freilich zu spät, die 14 Schwadronen aus Ohlau an. Ein Damm, den sie passieren mußten, um zur Armee zu stoßen, war ihnen von den österreichischen Husaren verlegt worden. Dort waren sie lange aufgehalten worden, und der Gegner hatte seine Stellung nicht eher geräumt, als bis er die Hauptarmee fliehen sah.
Diese Schlacht kostete der Königin 180 Offiziere und 7 000 Tote an Kavallerie und Infanterie, ferner verloren die Österreicher 7 Kanonen, 3 Fahnen und 1 200 Gefangene. Auf preußischer Seite zählte man 2 500 Tote, darunter den Markgrafen
1 Graf Adolf Friedrich von der Schulenburg. —-
2 Zu dieser Zeit verließ der König auf die Vorstellungen Schwerins und seiner Umgebung das Schlachtfeld. Er ritt über Löwen nach Oppeln, wo er nur durch die Schnelligkeit seines Pferdes der Gefangennahme entging, und von dort zurück nach Löwen; hier erreichte ihn 2 Uhr nachts die Siegesbotschaft.