7. Kapitel
Der Winter von 1757 auf 1758.
Wohl nie ist ein Feldzug an überraschenden Umschlägen reicher gewesen als der eben erzählte. Der Zufall, der das Kriegsglück entscheidet, hatte mit den Schicksalen der kriegführenden Mächte ein freches Spiel getrieben. Bald hatte er den Preußen glänzende Erfolge beschieden, bald sie in einen Abgrund von Unglück gestürzt. Die Russen hatten eine Schlacht in Ostpreußen gewonnen und zogen sich dennoch wie Geschlagene zurück. Die Franzosen waren im Begriff, den Herzog von Cumberland zu entwaffnen, und schienen bereits Schiedsrichter über Deutschland zu sein. Kaum aber hat diese Kunde sich durch Europa verbreitet, so erfährt man die Niederlage einer ihrer Armeen und sieht das Heer des Herzogs von Cumberland, an dessen Dasein man schon nicht mehr glaubte, gleichsam wieder auferstehen. Dieses Hin und Her entscheidender und entgegengesetzter Ereignisse hatte Europa sozusagen betäubt. Jedermann sah die Unsicherheit seiner Pläne ein. Kaum gefaßt, waren sie schon vereitelt, und große Heere wurden an einem einzigen Tage fast ganz vernichtet. Es bedurfte einiger Ruhe, damit sich die Gemüter wieder fassen und jede Macht ihre Lage kaltblütig überlegen konnte. Einerseits drückten glühender Durst nach Rache, verletzter Ehrgeiz, Verdruß und Verzweiflung den Kaisern und Königen der großen Allianz aufs neue Waffen in die Hand. Andrerseits wurde Preußen durch die Notwendigkeit, den Krieg fortzusetzen, und durch einige Hoffnungsstrahlen dazu bewogen, sich mit äußerster Anspannung zur Wehr zu setzen. Die allgemeine Gärung erhöhte die Tätigkeit der Politiker, und jeder Hof rüstete sich, den Krieg mit noch mehr Erbitterung, Wut und Hartnäckigkeit als vorher fortzusetzen.
Nachfolgend eine kurze Darstellung der Leidenschaften, die die Fürsten und ihre Minister bestelten. Bei der Art dieses Buches müssen wir auf die näheren Umstände