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8. Kapitel

Feldzug von 1758.

Prinz Ferdinand von Braunschweig eröffnete in diesem Jahre den Feldzug. Er hatte eine schwere Aufgabe. Galt es doch nichts Geringeres, als 80 000 Franzosen aus Niedersachsen und Westfalen mit nur 30 000 Hannoveranern zu vertreiben, die noch vor drei Monaten bereit gewesen waren, die Waffen zu strecken und einen schimpflichen Vertrag einzugehen. Der Prinz sandte ein Korps an die Weser, das sich in den Besitz von Verden setzte (21. Februar), und ein zweites unter dem Erbprinzen1 an beiden Weserufern entlang nach Hoya, das der junge Held durch Tapferkeit und richtige Maßregeln eroberte (23. Februar). Kaum hatte St. Germain diese Erfolge erfahren, so räumte er Bremen, wo er eine Besatzung von 12 Bataillonen gehabt hatte. Außerdem zog er noch 14 andere Bataillone an sich, die in der Umgegend überwinterten, und schlug mit allen zusammen den Weg nach Westfalen ein. Während der Erbprinz sich Hoyas bemächtigte, dessen Weserbrücke für die Verbündeten wichtig war, ging Prinz Ferdinand von Braunschweig mit dem Gros der Truppen über die Aller. Dabei überfiel Beust2 mit der Avantgarde das Regiment Polleretsky in der Nähe von Hannover und nahm es gefangen.

Dieser Erfolg und der gleichzeitige Vormarsch des Prinzen Heinrich durch das Mansfeldische und Hildesheimsche auf Braunschweig brachte die französischen Generale außer Fassung. Clermont, der soeben an Richelieus Stelle den Oberbefehl übernommen hatte, räumte gleichzeitig Braunschweig, Wolfenbüttel und Hannover. Nun marschierte Prinz Ferdinand stracks auf Minden, wo die Detachements an der Weser zu ihm stießen, und begann sofort mit der Belagerung der Stadt. Clermont, der bei Hameln über die Weser gegangen war, sandte Broglie3 in die Gegend von Bückeburg zum Entsatz von Minden. Indes fand Broglie keine Gelegenheit, etwas gegen die Verbündeten zu unternehmen, und beschränkte sich auf die Rolle des


1 Erbprinz Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig (vgl. S. 87).

2 Karl von Beust, Major im preußischen Husarenregiment Ruesch, gehörte zu dem Korps von 10 Dragoner- und 5 Husarenschwadronen, das der König unter dem Generalleutnant Prinz Georg Ludwig von Holstein-Gottorp zur Verstärkung der alliierten Armee entsandt hatte (vgl. S. 115).

3 Herzog Viktor Franz Broglie.