<125> fiel mit den preußischen Dragonern über sie her und zerstreute sie vollständig. Während dieses Angriffs hatte der Erbprinz mit einem Teil des rechten Flügels der Verbündeten den Rücken der französischen Stellung erreicht. Nun verlor Graf Clermont völlig den Kopf. Jeden Augenblick erwartete er Wangenheims Angriff in der Front. Vom Prinzen Ferdinand sah er sich in der Flanke bedroht und vom Erbprinzen fast völlig umgangen. Er verließ also das Schlachtfeld, zog sich nach Neuß, dann nach Worringen und schließlich nach Köln zurück.
Zur Ausnutzung seines Sieges sandte Prinz Ferdinand den Erbprinzen ab. Der zwang Roermond zur Kapitulation (28. Juni) und schickte Streifkorps bis vor die Tore von Brüssel, indes Wangenheim mit 4 Bataillonen ins Herzogtum Berg geschickt wurde und Düsseldorf belagerte. Die Besatzung war 8 Bataillone stark, kapitulierte jedoch am 7. Juli. In Düsseldorf fand man ein großes Magazin für die französische Armee. Da Prinz Ferdinand inzwischen erfuhr, daß der Feind neue Streitkräfte gegen ihn zusammenzöge, ließ er das Korps des Erbprinzen bei St. Nicolas, wo er sein Lager hatte, wieder zu sich stoßen.
Clermont wurde wegen des Mißlingens seiner ersten Operationen abberufen. An seiner Statt erhielt Marschall Contades den Oberbefehl. Er ließ die Armee sofort vorrücken, um ihr das verlorene Selbstvertrauen wiederzugeben. Inzwischen machte Chevert aus Wesel, wo die Franzosen eine zahlreiche Besatzung zurückgelassen hatten, einen Ausfall mit einem starken Korps, um Imhoff von der Rheinbrücke der Verbündeten bei Emmerich zu vertreiben. Der aber erfuhr davon, legte sich mit seinem ganzen Korps in einen Hinterhalt auf der Straße, die Chevert einschlagen mußte, besiegte ihn und nahm viele seiner Leute gefangen1. Diese glücklichen Erfolge des Prinzen Ferdinand hätten die Franzosen am abermaligen Überschreiten des Rheines gehindert, ja am Ende des Feldzuges zur Einnahme von Wesel geführt, wäre der Prinz nicht selbst durch eine Diversion zum Rückzug über den Rhein gezwungen worden, um in Hessen und in Niedersachsen Ordnung zu schaffen.
Seit dem 11. Juli war Soubise im Anmarsch. In Hanau stießen 15 000 Württemberger zu ihm. In Hessen hatte Prinz Ferdinand den Prinzen Isenburg mit etwa 7 000 Mann gelassen. Beim Anrücken der französischen Avantgarde unter Broglie zog sich Isenburg jedoch von Marburg zurück, ging über die Fulda und bezog eine Stellung bei Sandershausen. Die Franzosen griffen ihn an, und er mußte nach sechsstündigem Kampfe der Überzahl weichen2. Nun zog er sich nach Einbeck zurück, setzte sich in den Bergen fest und beschränkte sich auf die Aufrechterhaltung seiner Verbindung mit Hannover. Als Prinz Soubise nirgend mehr Widerstand fand, besetzte er Northeim, Münden und Göttingen.
In der Meinung, die Diversion Soubises nach Hessen werde die Verbündeten alsbald zum Rückzug nötigen, marschierte Contades ihnen entgegen und besetzte
1 Gefecht bei Mehr, 5. August 1758.
2 Am 23. Juli 1758.