<131> angreifen und zwang die Besatzung zum Rückzug. Die Bayreuth-Dragoner hatten in der Nacht biwakiert, aber infolge einer Nachlässigkeit ihres Kommandeurs, General Meier1, hatten sie mit dem Absatteln nicht so lange gewartet, bis die zur Aufklärung ausgesandten Streifkorps zurückgekehrt waren. Ungestüm rückte der Feind an, trieb ihre Patrouillen vor sich her und überfiel sie, noch ehe sie ihre Zelte verlassen konnten. Das Regiment verlor 300 Mann und wäre völlig vernichtet worden ohne das rechtzeitige Anrücken des Bataillons Nymschöfsky, das den Feind zum schleunigen Abzug nötigte (17. Juni). Seit diesem Erfolge fanden die Österreicher Geschmack an nächtlichen Unternehmungen. Dreimal griffen sie die Zieten-Husaren bei Kosteletz an, wurden aber jedesmal mit ziemlich bedeutendem Verluste zurückgeschlagen. Die Freibataillone Le Noble und Rapin2 hatten weniger Glück. Markgraf Karl hatte sie nach Sternberg geschickt, von wo sie zur Deckung eines Transportes, der am 7. Juni eintraf, nach Bärn rücken sollten. Dabei wurden sie von den Panduren arg belästigt und verloren im Gefecht 500 Mann.
Aber kehren wir zu bedeutenderen Ereignissen zurück. Bei der Stellung der österreichischen Armee, besonders des nach Prerau detachierten Korps, war es nötig, Olmütz auf dem linken Marchufer enger einzuschließen. Da das Korps des Markgrafen in Mährisch-Neustadt nicht durchaus nötig schien und an Truppen kein Überfluß war, so marschierte es von dort ab und bezog jenseits der March eine Stellung von der Marchbrücke bei Chomotau bis zu der bei Holitz, die beide im Besitz der Preußen waren. Während dieser Truppenverschiebungen gelang es dem österreichischen Oberst Bülow, sich nach Olmütz hineinzuschleichen und dem Kommandanten Marschall3 ein Hilfskorps von 1 200 Mann zuzuführen.
Wenige Tage später tauchte Feldmarschall Daun in der Ebene auf und lagerte sich zwischen Proßnitz und Wischau bei Prödlitz4. Dort erfuhr er, daß die Preußen einen großen Transportzug erwarteten, von dessen Eintreffen der Erfolg der Belagerung abhing; denn es war bereits Munitionsmangel eingetreten. Der Transport wurde von 8 Bataillonen und 4 000 Rekonvaleszenten eskortiert, teils Kavallerie, teils Infanterie, die zu Regimentern formiert waren, um sie auf dem Marsche verwenden zu können. Der ganze Zug brach am 25. Juni von Troppau auf. Daun wollte ihn abfangen und sandte zu dem Zweck Jahnus nach Bärn und Laudon nach Liebau. Daraufhin schickte der König Zieten mit 20 Schwadronen und drei Bataillonen dem Transportzug entgegen. Er stieß bei Giebau zu ihm. Am nächsten Tage griff Laudon ihn an, wurde aber nach fünfstündigem Kampfe zum Rückzug gezwungen5. Infolge der schlechten Wege kam der Transport nur äußerst langsam vorwärts. Feldmarschall
1 Generalmajor Karl Friedrich von Meier.
2 Gemeint sind die Freibataillone Le Noble und Salenmon, die den Puttkamerschen Transport deckten und auf der Rückkehr am 8. Juni durch ein österreichisches Streifkorps bei Siebenhöfen fast aufgerieben wurden.
3 Baron Marschall von Biberstein.
4 Vgl. im Anhang (Nr. 20 und 21) die Weisungen, die der König am 30. Juni 1758 für den Fall eines Angriffs der Österreicher an Keith und an Dieskau und Moller ergehen ließ.
5 Gefecht bei Gundersdorf, 28. Juni 1758.