<137> Küstrin nach Tamsel führenden Straße angelegt. Ihre Batterien waren so eingebaut, daß die preußische Armee ihre Stellung nicht verlassen konnte, ohne sich bedeutenden und überflüssigen Verlusten auszusetzen. Dennoch beschloß der König, den Feind anzugreifen. Er mußte einen Schlag führen, um sich für eine Zeitlang eine feindliche Armee vom Halse zu schaffen und die Hand frei zu bekommen, damit er sich nach einer anderen Seite wenden konnte. Drei Wochen standen also dem König für sein Unternehmen zur Verfügung. Aber wie sollte er es so schnell ausführen, ohne daß es zur Schlacht kam? Konnte sich Feldmarschall Daun, den der König bei Jaromircz verlassen hatte, in der Zwischenzeit doch gegen Schlesien oder Sachsen wenden, und der König mußte imstande sein, je nach der Lage der Dinge hier- oder dorthin zu rücken.

Zur Ausführung des Planes erschien es am besten, den Feind durch Demonstrationen zu täuschen. Man errichtete Batterien gegenüber von Drewitz und besetzte die Oderdämme, als ob man tatsächlich die Absicht hätte, den Fluß in jener Gegend zu überschreiten. Zugleich verstärkte der König die Besatzung von Küstrin um 4 Bataillone. Kanitz war nach Wriezen detachiert worden, um alle Kähne zusammenzubringen, die man in diesem Teil des Oderlaufes auftreiben konnte. In der Nacht zum 23. August marschierte die Armee flußaufwärts bis Alt-Güstebiese. Dort stieß Kanitz zu ihr, der eine genügende Zahl von Kähnen zum Schlagen einer Schiffbrücke mitbrachte. Sie wurde so schleunig fertiggestellt, daß die ganze Armee den Übergang schon am Mittag bewerkstelligt hatte. Dann setzte sie den Marsch bis zum Dorfe Clossow fort, wo sie ein Lager bezog. In dieser Stellung schnitt sie Fermor bereits von Rumänzow ab, der bei Schwedt stand und dort über die Oder zu gehen beabsichtigte.

Am 24. lagerte sich die Armee bei Darrmietzel gegenüber von Fermor. Der hatte auf die Bewegungen der Preußen hin die Belagerung von Küstrin aufgehoben, die Division Tschernyschew herangezogen und mit ihr und dem Gros seiner Truppen eine Stellung zwischen den Dörfern Quartschen und Zicher bezogen, wo er ein morastiges Flüßchen1 vor seiner Front hatte. Die Russen lagerten im Viereck, wie sie es durch Feldmarschall Münnich vom Türkenkrieg2 in der Kleinen Tartarei her gewohnt waren. Noch am selben Tage, an dem die preußische Armee eintraf, bemächtigte sich der König der Neudammer Mühle und der Brücke über die Mietzel. Seine Avantgarde besetzte die Massinsche Heide, die man zur Umgehung des feindlichen Lagers durchschreiten mußte.

Am folgenden Morgen rückte die Armee in vier Kolonnen beim Dorfe Batzlow in die Ebene vor. Zwischen Batzlow und Klein-Cammin hatte der Feind den Hauptteil seiner Bagage unter schwacher Bedeckung zurückgelassen. Hätte die Zeit nicht gedrängt, so hätte man sie mit leichter Mühe wegnehmen und den Feind durch einige Märsche zum Verlassen des Landes zwingen können. Indes mußte eine Entscheidung herbeigeführt werden. Angesichts der seltsamen Stellung, die der Feind seiner Schlachtord-


1 Die Mietzel.

2 1736—1739.