<139> Mann an Toten, da die Kavallerie kein Pardon gab. Die Preußen verloren zwei Generale: Froideville und Zieten von den Kürassieren1, 60 Offiziere an Toten und Verwundeten und ungefähr 1 200 Mann, nebst 20 Kanonen.

Am nächsten Morgen, dem 26., nahm die Armee des Königs eine Stellung dicht gegenüber den Russen ein. Sie war nur 1 200 Schritt vom Feinde entfernt. Bei hinreichender Munition wäre der Angriff erneuert worden. So aber mußte man sich mit einer Kanonade begnügen, die nicht einmal so lebhaft ausfiel, wie man gewünscht hätte, weil das Pulver gespart werden mußte. Auf beiden Seiten wurden keine Zelte aufgeschlagen. Die russischen Dragoner versuchten die preußische Infanterie anzugreifen, wurden aber vom Regiment Kreytzen kräftig zurückgewiesen. Während der beiden Schlachttage boten die von den Kosaken in Brand gesteckten umliegenden Dörfer einen furchtbaren Anblick. Alles Elend, das über die Menschen hereinbrechen kann, war hier vereinigt. Indessen schoß die preußische Artillerie mit Erfolg in die dichte Masse des Feindes, die sie garnicht verfehlen konnte, während das russische Geschützfeuer völlig wirkungslos blieb. Gegen Abend bekam man etwas neue Munition, von der die Batterien so trefflichen Gebrauch machten, daß die Russen ihre Stellung nicht mehr behaupten konnten. Sie zogen noch in derselben Nacht ab und lagerten bei Klein-Cammin. Der König folgte ihnen, machte noch einige hundert Gefangene bei der Arrieregarde und lagerte sich dann vor Tamsel dicht am Feinde.

Der Verlust der Schlacht zwang Rumänzow zum schleunigen Verlassen des Oderlaufes und der Stadt Stargard, um seine Vereinigung mit Fermor zu beschleunigen. Der zog sich bald darauf nach Metz, dann nach Landsberg zurück, wo er alle seine Truppen sammelte. Der König verfolgte ihn bis Blumberg.

Während die preußische Armee gegen die Russen focht, war Laudon durch die Lausitz gezogen, um sich mit ihnen zu vereinigen. Das wäre ihm auch gelungen, wäre er unterwegs nicht auf den Prinzen Franz von Braunschweig2 gestoßen, den der König aus dem Lager bei Tamsel nach Beeskow detachiert hatte. Der Prinz hob verschiedene Laudonsche Streifkorps auf und zwang den Feind, sich auf Lübben zurückzuziehen. Stärkere Gründe jedoch als dieser hinderten den König an der weiteren Ausnutzung der über die Russen errungenen Erfolge. Er mußte in Sachsen dem Prinzen Heinrich zu Hilfe kommen. Infolgedessen blieb Dohna den Russen gegenüber stehen, und der König brach mit dem Korps, das er in die Kurmark geführt hatte, wieder auf, um zu seinem Bruder zu stoßen.

Des Zusammenhangs halber müssen wir hier in Kürze die bisherigen Ereignisse in Sachsen berichten. Seit Ende Juni hatte Prinz Heinrich3 das Lager von Zschopau


1 Die Generalmajors Gabriel Monod von Froideville und Hans Sigismund von Zieten, Kommandeur en chef des Kürassierregiments Markgraf Friedrich.

2 Prinz Franz von Braunschweig-Wolfenbüttel, der jüngste Bruder der Königin Elisabeth Christine, preußischer Generalmajor.

3 Vgl. im Anhang (Nr. 18) die Instruktion vom 11. März 1758 für Prinz Heinrich, dem der König den Oberbefehl über das Heer in Sachsen übertragen hatte.