2. Kapitel
Kriegerische und politische Ereignisse von 1746 bis 1756.
Mit dem Dresdener Frieden ging es wie mit den meisten politischen Verträgen. Er tat zwar den Feindseligkeiten Einhalt, ließ aber die Keime der Zwietracht zwischen Österreich und Preußen bestehen. So sehr sich der Wiener Hof auch verstellte, der Verlust Schlesiens hatte ihn zu tief getroffen. Mochte er sich auch alle Mühe geben, Haß und Erbitterung zu verbergen, er lieferte doch deutliche Beweise von beidem. So war also der Krieg zwischen beiden Mächten eigentlich nicht beendet, sondern hatte nur die Form gewechselt. Statt daß sich die Heere im Felde schlugen, setzten die Österreicher die Feindseligkeiten im Schoße ihres Kabinetts fort. Intrigen und Listen, Lug und Trug, das waren ihre Waffen, um Preußen mit allen europäischen Höfen zu entzweien und ihm Feinde zu schaffen — womöglich bis ans Ende der Welt. Für diese Machenschaften werden wir genügende Beweise erbringen. Der Ordnung und Klarheit halber wollen wir aber die wichtigsten Ereignisse an den verschiedenen europäischen Höfen der Reihe nach durchgehen.
Da der Krieg zwischen dem Wiener Hof und England einerseits, zwischen Frankreich und Spanien andrerseits nach dem Frieden zu Dresden unentwegt fortdauerte, so müssen wir eine kurze Darstellung der Kriegsereignisse geben, um nichts zu übergehen, was zum Verständnis unserer Geschichte beitragen könnte.
Die Heere der Kaiserin und der Verbündeten1 hatten in Flandern, wo der Marschall von Sachsen befehligte, kein Glück. Am Ende des Jahres gewann der Marschall die Schlacht von Rocoux (11. Oktober 1746). Die Schuld an ihrem Verlust gab man teils dem Fürsten von Waldeck2 und seiner schlechten Stellung, teils den Österreichern, die die Holländer nicht unterstützt hatten. Als Prinz Karl von Lothringen die Niederlage der Holländer sah, beauftragte er den Prinzen Ludwig von Braunschweig mit der Deckung ihres Rückzuges. Prinz Ludwig führte seinen Auf-
1 Holland und England.
2 Fürst Karl von Waldeck befehligte die Truppen der Verbündeten.