<163>trage zugesichert sind. Wie man versichert, wird sie kaltblütig zusehen, wie diese Hilfstruppen — wenn sie können — ins Hannöversche eindringen, um es zu verwüsten. Ein Rest von Zurückhaltung hindert die Kaiserin noch, zum Sturz ihres Wohltäters selbst beizutragen, eines Fürsten, der sie gerettet hat, als sie ohne Hilfe dastand1, der ihr Geld und Truppen, ja seine eignen Interessen geopfert hat. Die Kaiserin glaubt sich dem König von England gegenüber quitt, wenn sie ihn allein den Franzosen preisgibt, ohne daß ihre eignen Truppen mitwirken. Sie begnügt sich damit, den König von Preußen in Schach zu halten, — den einzigen Bundesgenossen, der dem König von England bleibt —, um den letzteren jedes Beistandes zu berauben. Mit all diesen ehrgeizigen Absichten verbindet der Wiener Hof auch noch den Plan, den Erzherzog Joseph zum römischen König zu machen.
Rußland, das sich dem Meistbietenden verkauft und durch innere Spaltungen zerrissen ist, wird nach allem Anschein dem Rate des Wiener Hofes folgen. Nach aller Wahrscheinlichkeit wird Frankreich es übernehmen, ihm die Subsidien zu zahlen, die Rußland bisher von England bezog.
Das ist tatsächlich die gegenwärtige politische Lage Europas. Das Gleichgewicht ist verloren gegangen, sowohl unter den Großmächten wie im Deutschen Reiche. Das Übel ist schlimm, aber nicht ohne Abhilfe. Man bittet den König von England um ernstliche Erwägungen über die Mittel, die man zur Herstellung eines neuen Gleichgewichts in Deutschland wie in Europa für die geeignetsten hält.
Die Herbeiführung eines engen Bündnisses mit der Hohen Pforte würde, so glaubt man, einen tiefen Eindruck auf die Höfe von Wien und Petersburg machen. Man muß zwar gewärtig sein, daß die drei verbündeten Mächte ihre ganze Geschicklichkeit aufbieten, um diese Unterhandlung zu durchkreuzen, aber vor solchen Hindernissen darf man nicht zurückschrecken, und es liegt unzweifelhaft im eignen Interesse der Pforte, ein Gegenbündnis gegen die beiden Kaiserhöfe zu schließen, deren Einvernehmen ihr eines Tages verhängnisvoll werden muß.
Man hält es nicht für unmöglich, ein Bündnis mit dem König von Dänemark2 abzuschließen, namentlich zur Unterstützung der deutschen Protestanten. Offenbar muß auch Holland, wenn es seine wahren Interessen zu Rate zieht, angesichts seiner kritischen Lage schleunigst dem gleichen Bündnis beitreten. Was das Heilige Römische Reich betrifft, so dürfte es dem König von England, wenn er nur will, leicht gelingen, sich hier einen Anhang zu bilden und den ehrgeizigen Plänen des Wiener Hofes eine Schranke zu ziehen, wenn er nur in allen seinen Verträgen zur Bedingung macht, daß die deutschen Fürsten sich mit ihm ins Einvernehmen über alles setzen, was auf den Reichstag und die Reichsangelegenheiten Bezug hat.
Um die deutschen Fürsten namhaft zu machen, die für den Beitritt zu diesem Bündnis am geeignetsten erscheinen, so denkt man an den Kurfürsten von Köln3, den
1 Nach dem Tode Kaiser Karls VI.
2 Friedrich V.
3 Clemens August.