<180> denn dieser Vorfall wird zur Läpperei im Vergleich zu den übrigen Klagen, die gegen den Wiener Hof bestehen.

Unter Vermeidung jedes unnützen Wortschwalls begnügen wir uns mit der Enthüllung der weitausschauenden Pläne des Wiener Hofes, dessen gefährliche Absichten sowohl in seinen geheimen Unterhandlungen, wie in seinem jetzigen Benehmen zutage treten.

Kaum war die Kaiserkrone wieder an das neue Haus Österreich gefallen, so griff man in Wien auf die ehrgeizigen Pläne zurück, die Kaiser Ferdinand II. ausgeführt hätte, wäre kein Kardinal Richelieu Premierminister von Frankreich und kein Gustav Adolf König von Schweden gewesen, zwei Zeitgenossen, die sich ihm widersetzten.

Der Wiener Hof wollte die deutschen Fürsten unterjochen, seinen Despotismus dem Reiche aufzwingen, wollte die protestantische Religion, die Gesetze, die Verfassung und die Freiheiten abschaffen, die diese Republik von Fürsten und Souveränen genießt. In seinem Vorhaben sah sich der Wiener Hof nach dem Aachener Frieden behindert durch Frankreich, das den Westfälischen Frieden garantiert hatte, durch Preußen, das aus den verschiedensten Gründen ein solches Unterfangen nicht dulden konnte, und schließlich durch den türkischen Sultan, der durch Einfälle in Ungarn die bestgetroffenen Maßregeln umwerfen konnte.

Alle diese Dämme seines Ehrgeizes mußten nach und nach untergraben werden. Der Wiener Hof glaubte mit Preußen beginnen zu müssen. Unter dem Vorwand, eine Provinz zurückzufordern, die er dem König im Breslauer Frieden abgetreten hatte, wollte er den Blick der Welt von den gefährlicheren Absichten ablenken, die unerkannt bleiben sollten.

Zu dem Zweck wurde der Petersburger Vertrag geschlossen1. Aber nicht zufrieden mit einem Defensivbündnis, gegen das niemand etwas einwenden konnte, gedachte man in Wien, die Höfe von Berlin und Petersburg zu entzweien und mit der Kaiserin von Rußland ein Bündnis gegen die Hohe Pforte zu schließen. Beide Pläne gelangen gleichermaßen. Das Bündnis gegen die Pforte kam zum Abschluß2, und durch zahlreiche Täuschungen und Verleumdungen gelang es den österreichischen Ministern, den König mit der Kaiserin von Rußland zu entzweien, obwohl zwischen beiden Höfen im Grunde keine Streitfrage bestand. Die beiderseitigen Gesandten wurden abberufen3, damit die österreichischen Diplomaten von unbequemer Überwachung befreit würden und desto leichteres Spiel hätten.

Sie brachten Rußland in Harnisch und bewogen es zu den kriegerischen Demonstrationen an der preußischen Grenze, die alljährlich wiederholt wurden, in der Hoffnung, der Zufall würde eine Gelegenheit zum Bruche zwischen beiden Mächten herbeiführen.


1 Vgl. S. 23.

2 Diese Angabe trifft nicht zu.

3 Vgl. S. 23.