<190> ungedeckt sind, noch mit Feldtruppen besetzen müssen. Rückt er z.B. nach Schweidnitz, so muß er das Grenadierbataillon Kreytzen nach Kosel und 2 Feldbataillone nach Neiße legen, wo er in diesem Falle General Kleist zurückläßt. Rückt er hingegen nach Hotzenplotz, so muß er die 2 Bataillone nicht nach Neiße, sondern nach Schweidnitz werfen.

Seine Truppen können erst in 6 Tagen marschfertig sein. Da ich meine Operationen nicht vor Ende dieses Monats, d. h. am 25., beginnen kann1, soll auch der Feldmarschall seine Truppen nicht früher versammeln. Er soll sich mit Schlabrendorff2 bereden, an welcher Stelle die Armee am besten zusammengezogen wird. Ich für mein Teil halte das Lager von Frankenstein für das geeignetste; denn von dort kann er gleich nach Schweidnitz marschieren, und die Armee kann zwischen den Festungswerken lagern, falls die Österreicher in Böhmen Miene machen, in Schlesien einzudringen. Da Niederschlesien als wichtigster Teil der Provinz anzusehen ist, so muß er es in erster Linie decken. In diesem Falle kann er seine Dragoner und einen Teil seiner Husaren nach Glatz schicken, um die Österreicher im Rücken zu beunruhigen. Da aber dieser Zustand nur vorübergehend sein kann und ich die Österreicher durch meine Diversion bald nach einer andern Seite abzulenken gedenke, falls die kaiserliche Armee wirklich aus Böhmen in Schlesien eindringt, so wird der Feldmarschall sie bald los sein und findet auf ihrem Rückzuge vielleicht Gelegenheit, über ihre Nachhut herzufallen und sie für ihre Fehler zu züchtigen. Da sich dies österreichische Heer höchstwahrscheinlich nach Prag wenden wird, so kann der Feldmarschall dann seine Husaren und Dragoner sammeln, in Oberschlesien eindringen und bis Jägerndorf und Troppau vorstoßen.

Solange sich der Krieg in der Gegend von Schweidnitz abspielt, kann der Feldmarschall sich an Major Enbers halten, einen fähigen Offizier, der die Karte des Gebirges aufgenommen hat und alle dortigen Lagerplätze und Zugangsstraßen kennt, ihm auch alles Wissenswerte angeben kann, was er zu seinen Unternehmungen braucht. Wird der Kriegsschauplatz nach Mähren verlegt, so kann der Feldmarschall sich an den Kapitän Giese in Breslau halten. Der kennt Oberschlesien, beide Oderufer, Hotzenplotz und ganz Polen bis nach Krakau und ist zudem ein geweckter Kerl, der die Lagerplätze ganz nach Wunsch des Feldmarschalls aussuchen wird.

Die in Mähren aufgestellten regulären Truppen sind 20 000 Mann stark. Auch ist die Rede von 12 000 Ungarn, die sich an der Jablunka versammeln sollen, um in Schlesien einzufallen. Aus allen diesen Gründen kann der Feldmarschall nicht in Mähren eindringen. Sein Hauptaugenmerk beschränkt sich darauf, die Festungen und das flache Land gegen feindliche Einfälle zu decken. Schickt die österreichische Hauptarmee Verstärkungen an Piccolomini3, so werde ich Euch in gleichem Maße Detachements von meiner Armee schicken. Sieht sich der Feldmarschall zur Entsendung


1 Vgl. S. 176 Anm. 1.

2 Freiherr Ernst Wilhelm von Schlabrendorff, Provinzialminister für Schlesien (1755—1769).

3 In Böhmen.