8. Schreiben des Königs an Feldmarschall Schwerin1
[Lobositz], 2. Oktober [1756] .
Mein lieber Feldmarschall!
Damit Ihr mir nicht vorwerft, ich fürchtete mich vor den 700 österreichischen Kanonen2, so glaubte ich es meinem Rufe zu schulden, einen Gewaltstreich gegen die Leute zu führen.
Ich bin am 27. aus meinem Lager von Groß-Sedlitz ganz allein aufgebrochen und habe mich zu meiner Armee in Böhmen begeben, die aus 60 Schwadronen und 28 Bataillonen besteht. Ich fand sie bei Aussig in einem Lager3, das ich für schlecht und unvorteilhaft hielt. Nach Erkundung der näheren Umstände faßte ich meinen Entschluß. Ich brach mit einer Vorhut von 8 Bataillonen, 10 Dragoner- und 8 Husarenschwadronen auf und marschierte an ihrer Spitze nach Türmitz. Die Armee
1 Für die Darstellung der Schlacht von Lobositz, die der König in diesem Schreiben gibt, vgl. S. 46 ff.
2 In einem Bericht an den König vom 13. September 1756 hatte Schwerin die österreichische Artillerie erwähnt und allgemein von der geringen Schätzung gesprochen, die die Artillerie bei erfahrenen Offizieren genösse. „Ich selber“, fuhr er fort, „fürchte sie nicht wegen ihrer geringen Wirkung, wie ich bei allen Schlachten gesehen habe, an denen ich teilnahm, und wo diese Waffe meist mehr Lärm verursachte als Erfolge erzielte und nur die Leute einschüchterte, die furchtsam, ohne Erfahrung oder geborene Memmen sind.“ Vgl. auch S.11 und 13 die Äußerungen des Königs über den zunehmenden „Mißbrauch“ der Artillerie.
3 Im Lager von Johnsdorf.