<204> Visé1 versammeln. Zieht sie sich bei Metz zusammen, so hat sie von da bis Wesel einen Marsch von 40 deutschen Meilen, zu dem sie 17 Tage braucht. Versammelt sie sich bei Visé, so sind es nur 30 deutsche Meilen, d.h. ein Marsch von 13 bis 14 Tagen.

Sobald dieser Zug beschlossen ist, bieten sich nur drei Städte zur Anlage ihrer Magazine: Roermond, Kaiserswerth oder Neuß. Wahrscheinlich werden sie sich für die beiden ersteren entscheiden, sowohl der Lage wegen, als auch weil diese Orte mit einigen Befestigungen versehen sind und weil sie dann ihre Munition auf der Maas und dem Rhein bis Wesel befördern können.

Wesel ist gut befestigt, aber die Festungswerke sind im Verhältnis zur Stadt wie ein zu weiter Mantel auf dem Leibe eines schmächtigen, hageren Mannes. Die Stadt ist klein. Sie kann nicht mehr als die 6 Bataillone aufnehmen, die ihre Besatzung bilden. Also nur 4 200 Mann. Minenanlagen sind nicht vorhanden. Obwohl die Festung mit Geschütz und Kriegsvorrat versehen ist, könnte sie eine Belagerung von der Art, wie sie heute Brauch sind, nicht lange aushalten, insbesondere seit nicht mehr die Befestigungsanlagen, sondern die Minen die Stärke einer Festung ausmachen. Kämen die Franzosen also gegen den 15. oder 20. März vor Wesel an, so wäre der Fall der Festung schon gegen Ende des Monats zu gewärtigen. Die Eroberung Wesels wäre für die Franzosen höchst vorteilhaft; denn dadurch wären sie im Rücken gesichert, hätten einen Übergang über den Rhein, ein Magazin für ihre Armee und einen sicheren Stützpunkt für alle ihre Unternehmungen gegen Westfalen und Hannover.

Prüfen wir nunmehr, was sich zur Vereitlung der französischen Pläne empfiehlt.

Da die Franzosen glauben, daß wir von ihren Absichten auf Wesel nichts wissen, so müßten die Alliierten nach meiner Meinung so tun, als hätten sie von dem geplanten Zug keine Ahnung. Alle Maßnahmen, um ihn zu vereiteln, müßten daher mit allerhand glaubhaften Vorwänden bemäntelt werden, damit sie sich einbilden, daß man ihre Pläne nicht durchschaut.

Als geeignetster Ort zur Versammlung der Armee der Alliierten erscheint mir Hameln. Man könnte leicht aussprengen, das geschähe, um die Weser zu decken und die Armee diesseits kantonnieren zu lassen. Von Hameln hätte sie einen Marsch von etwa 24 deutschen Meilen bis zum Rheine. Bevor sie aber aufbricht, müßten erst Mehl- und Fouragemagazine an ihren Rastorten angelegt werden. Am geeignetsten erscheinen dazu Wesel für Mehl und Fourage, Dortmund und Hameln für bloße Mehldepots. Diese Maßregeln müssen sofort ausgeführt werden, oder es wird zu spät. Selbst wenn man später das Doppelte bar bezahlte, brächte man doch schwerlich so viel Lebensmittel auf, als erforderlich sind. Man muß also frühzeitig beginnen.

Nun zu den eigentlichen Operationen der Armee. Da meine ich: sobald man den Ort weiß, den die Franzosen zur Versammlung ihres Heeres bestimmt haben, und


1 An der Maas zwischen Lüttich und Maastricht.