4. Kapitel
Feldzug des Jahres 1756.
Einmarsch in Sachsen. Das berühmte Lager bei Pirna. Einmarsch in Böhmen. Schlacht bei Lobositz. Feldzug des Feldmarschalls Schwerin. Zurückwerfung des Entsatzheeres aus Schandau. Gefangennahme der Sachsen. Kette der Winterquartiere.
Gleich bei Beginn des Krieges war es notwendig, eine Einmischung der Sachsen, die den Preußen gefährlich werden konnte, zu verhindern. Wollte man den Kriegsschauplatz nach Böhmen verlegen, so mußte man durch Sachsen marschieren, und machte man sich nicht zum Herrn Sachsens, so behielt man einen Feind im Rücken, der den Preußen die Schiffahrt auf der Elbe sperren und sie so zum Verlassen Böhmens nötigen konnte. Das lag völlig in der Hand des Königs von Polen. So hatten es die Sachsen ja schon im Kriege von 1744 gemacht, wo sie den preußischen Truppen den Wasserweg verlegt und sie um die Früchte ihrer Operationen gebracht hatten. Wenn man jetzt die gleiche Absicht bei ihnen voraussetzte, so stützte man sie keineswegs auf leere Vermutungen. Man hatte ja die Beweise ihres bösen Willens in Händen! Es wäre also ein unverzeihlicher politischer Fehler gewesen, aus bloßer Schwäche einen Fürsten zu schonen, der mit dem Hause Österreich verbündet war1 und sich offen gegen Preußen erklärt hätte, sobald er es ungestraft wagen konnte. Da der König von Preußen überdies voraussah, daß der größte Teil Europas sich zum Angriff auf ihn rüsten würde, so konnte er die Mark Brandenburg nur dadurch decken,
1 Sachsen hatte mit den Kaiserhöfen Verteidigungsbündnisse, war aber ihrer Allianz von 1746 (vgl. S. 23) nicht beigetreten.