<46> hätte er freilich dem Feldmarschall Keith seine Flanke entblößt und sich außerdem der Gefahr ausgesetzt, alle zwischen Budin und Prag angelegten Magazine zu verlieren. Drittens hatte er die Möglichkeit, ein Detachement auf das rechte Elbufer hinüberzuwerfen und über Böhmisch-Leipa, Schluckenau und Rumburg gegen Schandau zu rücken. Aber das letztere konnte zu keiner wirklichen Entscheidung führen, weil die Preußen über ihre Brücke bei Schandau Hilfe in jene Gegend schicken konnten und das Gelände nach Ober-Rathen und Schandau hin durchschnitten, schwierig und zu Plänkeleien und Belästigungen geeignet war. Außerdem befanden sich dort ziemlich schlechte Straßen, sodaß ein einziges Bataillon eine ganze Armee aufhalten konnte.
Da der Ausgang dieser Krisis den ganzen Feldzug entscheiden mußte, so hielt der König seine Gegenwart in Böhmen für nötig, um selbst Maßnahmen gegen die Pläne seiner Feinde zu treffen. Am 28. kam er im Lager von Johnsdorf an. Dort standen die Truppen auf einem schmalen, von Anhöhen beherrschten Gelände, mit dem Rücken gegen eine steile Felswand, sodaß man im Fall eines Gefechts nur sehr schwer Hilfe von einem Teil des Lagers zum andern schicken konnte. So wie die Stellung war, hätte man sie beim Anmarsch des Feindes doch aufgeben müssen, und darum wurde sie am nächsten Tage geräumt.
Feldmarschall Browne war noch zu weit entfernt, um Nachrichten über ihn zu erhalten. Da es wichtig war, seine Bewegungen aus der Nähe zu beobachten, marschierte der König an der Spitze einer Avantgarde von 8 Bataillonen und 20 Schwadronen auf Türmitz. Dort erfuhr er, daß Feldmarschall Browne am folgenden Tage die Eger bei Budin überschreiten wollte. Das war der rechte Augenblick, sich ihm zu nähern, um sich Klarheit über seine Pläne zu verschaffen und ihm bei günstiger Gelegenheit eine Schlacht zu liefern. So wie die Dinge lagen, waren die Pläne der beiden Armeeführer einander derart entgegengesetzt, daß es notwendig zu einer Entscheidung kommen mußte, mochte nun Feldmarschall Browne sich mit dem Degen in der Hand den Weg nach Sachsen bahnen oder nur Detachements vorschieben.
Am 30. folgte die Armee dem König in zwei Kolonnen. Kaum hatte die Avantgarde die Höhe des Paschkopole erreicht, so erblickte sie in der Ebene von Lobositz ein Lager, dessen rechter Flügel sich an Welhotta lehnte. Lobositz lag vor seiner Front und Sullowitz zur Linken. Der linke Flügel dehnte sich bis hinter den Teich von Tschischkowitz aus. Die preußische Avantgarde setzte den Marsch fort und vertrieb einige hundert Panduren aus Wellemin, wo sie eine Erkundungsstellung eingenommen hatten. Das Dorf liegt in einem Kessel von zuckerhutartig geformten Felsen. Indes beherrschten sowohl die umliegenden Höhen wie der Felskessel selbst die Ebenen ringsum. Eiligst ließ der König seine Infanterie zur Besetzung der Weinberge und der Ausgänge auf die Ebene von Lobositz vorrücken. Die Truppen kamen um 10 Uhr an und verbrachten die Nacht im Biwak dicht hinter der Avantgarde, die dem Feind gegenüberstand.