<52> unter den Augen der Preußen und im Feuer ihrer Gewehre zu zweit durch Engpässe marschieren müssen. Von all diesen verschiedenen Möglichkeiten konnte ein so erfahrener Mann wie Browne also keine wählen, ohne seinen Ruf aufs Spiel zu setzen. Er blieb daher lieber untätig, als daß er seine Truppen unnützerweise zur Schlachtbank führte.
Nach Altstadt zu, wo sich die Sachsen zum Übergang über die Elbe entschlossen hatten, liegt am rechten Flußufer eine kleine Ebene, vom Lilienstein, einem steilen Felsen, beherrscht und teils auch begrenzt. Zu beiden Seiten des Felsens standen unter Retzow 5 preußische Bataillone hinter halbkreisförmigen Verhauen, die sich mit den Enden an die dort von der Elbe gebildete Schleife lehnten. 500 Schritt dahinter hielten 6 Bataillone und 5 Schwadronen den Engpaß von Burkersdorf besetzt. Hinter dem Paß ragt eine steile, schroffe Felsenkette, der Ziegenrück genannt, die das ganze Gelände umschließt und auf beiden Seiten an die Elbe stößt. Zum Durchbruch auf dieser Seite hätten die Sachsen hintereinander drei Stellungen stürmen müssen, deren eine immer furchtbarer war als die andere. Trotzdem begannen sie am 11. Oktober hier Brücken zu schlagen, um den Durchbruch zu versuchen. Die Preußen ließen sie wohlweislich ungestört arbeiten. Von Thürmsdorf an die Elbe herabzukommen, fiel nicht schwer. Als ihre Brücken aber fertig waren und sie am andern Ufer die Felsen hinauf wollten, um die Ebene von Altstadt zu gewinnen, fanden sie nur einen schmalen, von den Fischern benutzten Fußsteig. Sie brauchten einen halben Tag, um zwei Bataillone auf diesem Steg fortzubringen. Der strömende Regen machte ihn völlig grundlos, und da es unmöglich war, ihre Geschütze aufs andere Ufer hinüberzuschaffen, mußten sie die ganze Artillerie in den eben geräumten Verschanzungen im Stiche lassen. Bei der Langsamkeit ihres Vormarsches blieb die gesamte Kavallerie, Infanterie, Bagage und Nachhut der sächsischen Armee in wirrem Durcheinander bei Struppen stecken.
Am 13. Oktober, vor Tagesanbruch, erhielt Prinz Moritz von Anhalt Meldung vom Entweichen der Sachsen. Die Armee trat sofort ins Gewehr, brach in sieben Kolonnen auf und erkletterte mit großer Mühe die von ihren Verteidigern geräumten Felsen des Pirnaer Lagers. Auf dem Gipfel der Höhen zwischen Sonnenstein und Rottwerndorf stellten die Generale die Truppen auf. Sofort griff Zieten mit seinen Husaren die Nachhut des Feindes an und trieb sie bis nach Thürmsdorf. Die Freikompagnien und die preußischen Jäger setzten sich in einem Gehölz in der Nähe der Nachhut fest und belästigten sie stark durch ihr Feuer. Prinz Moritz, der dazukam, schickte das Infanterieregiment Prinz von Preußen zur Besetzung einer Anhöhe im Rücken der Sachsen. Sie waren bestürzt, als sie von einer so unerwarteten Stelle Feuer bekamen, gerieten bei den ersten Kanonenschüssen in Unordnung und ergriffen jählings die Flucht. Die Husaren fielen über die Bagage her und plünderten sie, und die Jäger schlichen sich in ein Gehölz nahe der Elbe und beschossen von dort die sächsische Nachhut, die beinahe die Brücke passiert hatte. Das genügte, um sie vollends