<74> erschraken über seinen Einfall und schickten Unterhändler an den König. Kurz, das ganze Deutsche Reich hätte die Partei der Kaiserin-Königin verlassen, wenn nicht einer jener gewöhnlichen Umschläge des Kriegsglücks den Preußen einen Streich gespielt hätte. Im weiteren Verlaufe des Krieges werden wir häufig solchen Wechselfällen begegnen, die bald die Hoffnungen der Preußen, bald die der Kaiserlichen vernichteten. Mittlerweile dauerte die Belagerung Prags fort. Die Stadt wurde bombardiert, aber die Österreicher machten häufig Ausfälle. Eines Tages wollten sie die Batterien am Strohhof angreifen, aber Prinz Ferdinand von Preußen eilte herbei und warf sie mit einem Verlust von 1 200 Mann bis zum gedeckten Wege zurück. Ein andermal versuchten sie einen Ausfall nach dem Wischehrad, doch mit so wenig Vorsicht und Überlegung, daß sie den bei Podol errichteten preußischen Batterien die Flanke darboten. Das Geschützfeuer richtete große Verheerungen unter ihnen an, und sie mußten in wilder Flucht nach Prag zurückkehren. Ein drittes Mal unternahm der Prinz von Lothringen mit 4 000 Mann einen Ausfall auf der Klein-Seite und eroberte eine nur von fünfzig Mann verteidigte Feldschanze. Aber General Retzow trieb ihn alsbald zurück und verfolgte ihn bis an die Stadttore.
Die Preußen hatten bei der Belagerung nicht nur die Feinde, sondern auch die Elemente gegen sich. Infolge von Gewittern und Wolkenbrüchen schwoll die Moldau plötzlich an und riß die Brücke bei Branik fort. Die Strömung trieb die Pontons gegen die Brücke in Prag, sodaß die Feinde vierundzwanzig abfingen. Glücklicherweise entkamen ihnen zwanzig andere, die man bei Podol auffischte. Durch die zahl-