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Wenn wir hier ungeschminkte Ausdrücke wählen, so geschieht es, weil schurkische Handlungen in der Geschichte stets mit den niedrigen und abstoßenden Zügen, die ihnen gebühren, geschildert werden sollten, und wäre es nur, um der Nachwelt Abscheu einzuflößen. Wie man weiß, sind gewisse Schurkereien in der Politik dadurch sanktioniert, daß man sie allgemein übt. Es soll uns recht sein, wenn man ihnen mildere Namen gibt. Aber einem Verbündeten die Treue brechen, Komplotte gegen ihn schmieden, wie sie kaum seine Feinde ersinnen könnten, mit Eifer auf seinen Untergang hinarbeiten, ihn verraten und verkaufen, ihn sozusagen meucheln, solche Freveltaten, so schwarze und verwerfliche Handlungen müssen in ihrer ganzen Scheußlichkeit gebrandmarkt werden, damit das Urteil der Nachwelt alle abschreckt, die ähnlicher Verbrechen fähig sind.

Aber nicht zufrieden mit dem Versuch, die Sache Preußens in Petersburg zu schädigen, verhandelte Bute auch zugleich mit dem Wiener Hofe. Ohne Vorwissen des Königs wollte er mit dem Hause Österreich Frieden schließen. Freigebig verfügte er über die preußischen Provinzen und opferte gewissenlos alle Interessen des Königs. Er bot dessen Besitzungen der Kaiserin-Königin an, als ob ihm die Verfügung darüber zustände. Bei dieser Gelegenheit diente der Zufall dem König besser als die feinsten Intrigen. Graf Kaunitz verstand Butes Anerbietungen falsch. Er argwöhnte, England beabsichtige den Wiener und Versailler Hof zu entzweien, und antwortete Bute mit dem ganzen Hochmut und Dünkel eines österreichischen Ministers. Mit Entrüstung und beleidigender Verachtung wies er die ihm verfänglich scheinenden Vorschläge von sich und fügte hinzu, die Kaiserin-Königin besäße Macht genug, um ihre eigenen Ansprüche geltend zu machen, und es verstieße gegen ihre Würde, einen Frieden, welcher Art er auch sei, aus Englands Vermittlerhänden anzunehmen. So zerschlug sich dieser Plan zur Schande seines eigenen Urhebers.

Trotz des Eintritts so vieler glücklicher Ereignisse und der Entdeckung solcher Ränke war der König noch immer nicht sorgenfrei. Briefe aus Petersburg ließen für die Person des Kaisers zittern. Sie meldeten übereinstimmend eine aufkeimende Verschwörung, die dem Ausbruch nahe war. Aber gerade die Personen, die man am meisten im Verdacht hatte, waren am unschuldigsten daran. Die wahren Urheber arbeiteten im stillen und verbargen sich vorsichtig vor den Augen der Welt. Kaum hatte der Zar den Thron bestiegen, so begann er unaufhörliche Neuerungen im Innern seines Reiches. Nach dem Plane Peters I. eignete er sich die Güter der Geistlichkeit an. Aber die Stellung Peters III. war lange nicht so gefestigt, und er ward von der Nation nicht so hoch geachtet. Auch war die Geistlichkeit im Zarenreich um so mächtiger, als das barbarische Volk noch in tiefster Unwissenheit schmachtete.