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Diese Antwort hielt den König nicht ab, den Zaren auch fernerhin auf die ihm drohenden Gefahren aufmerksam zu machen. Goltz und Schwerin hatten Befehl, das Thema in vertraulichen Gesprächen mit dem Zaren aufs Tapet zu bringen. Doch vergeblich stellten sie ihm vor, daß der Herrscher in einem Lande mit so rauhen Sitten wie Rußland garnicht Vorsicht genug auf seine Person verwenden könne. „Hört einmal,“ sagte er schließlich, „wenn Ihr wirklich meine Freunde seid, so berührt diesen Punkt nicht weiter. Er ist mir verhaßt.“ Man mußte also schweigen und den unglücklichen Monarchen seiner Zuversicht überlassen, die ihn stürzte.

Siehe, die Götter verblendeten uns, um Troja zu stürzen!
Birgils Aneis, 2. Gesang.

Trotz alledem gingen die Unterhandlungen wegen des Friedens und eines Bündnisses rasch vorwärts. Schon Anfang Juni sandte der Zar Schwerin mit dem unterzeichneten Friedens- und Allianzvertrag1 an den König und gab Tschernyschew, der in Thorn stand, Befehl, sich unverzüglich in Marsch zu setzen und zur Armee des Königs zu stoßen, um mit ihr gemeinsam gegen die Österreicher zu fechten.

Durch diesen Systemwechsel sahen sich die Schweden ihrer stärksten Stütze beraubt und zum Friedensschluß genötigt. Sie fürchteten, ein längeres Zögern möchte ihnen übel bekommen. Der König erhielt von seiner Schwester, der Königin von Schweden, einen formellen Brief, den der Stockholmer Senat diktiert hatte. Der König antwortete so, wie die Königin es nur wünschen konnte2, und drückte seine Freude über die Beendigung eines Krieges zwischen so nahen Verwandten aus. Aus Liebe zur Königin, seiner Schwester, wolle er das rechtswidrige und ungewöhnliche Benehmen der schwedischen Nation vergessen, ohne ihr weiteren Groll nachzutragen. Wenn er aber Frieden schlösse, so geschähe es nur aus Achtung für sie und nur unter der Bedingung, daß alles genau auf den Fuß gebracht würde, wie vor Beginn der Kriegsunruhen. Von Furcht gedrängt, beendeten die Schweden die Verhandlungen schnell, und der Friede kam bald zustande. Die Bevollmächtigten beider Höfe traten in Hamburg zusammen und unterzeichneten die Präliminarien am 22. Mai.

Andrerseits betrieb der Kaiser von Rußland seinen Plan gegen Dänemark lebhaft. Er hatte den Krieg fest beschlossen. Um aber den Bruch in aller Form des Rechts zu vollziehen und die Dinge so zu drehen, als ob die Halsstarrigkeit der Dänen ihn zum Kriege gezwungen hätte, schlug er die Abhaltung eines Kongresses in Berlin vor. Dort sollten die Gesandten beider Parteien unter preußischer Vermittlung ihre Zwistigkeiten zu schlichten suchen. Saldern3, der Bevollmächtigte des Zaren, war beauftragt, von den Dänen die Herausgabe von ganz Holstein zu fordern, da es ehemals den Vorfahren Seiner Kaiserlichen Majestät gehört habe. Der Zar war über-


1 Am 5. Mai 1762 wurde der Friede unterzeichnet, am 19. Juni das Bündnis geschlossen.

2 Schreiben der Königin Ulrike vom 2. und Antwort König Friedrichs vom 18. April 1762.

3 Kaspar von Saldern, holstein-gottorpischer Konferenzrat.