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16. Kapitel

Feldzug des Jahres 1762.

Wie aus unserer Darstellung hervorgeht, war der letzte Feldzug für die preußischen Waffen überall unglücklich verlaufen. Prinz Heinrich hatte das sächsische Bergland verloren, der Prinz von Württemberg die Festung Kolberg und der König Schweidnitz. Die Stellung der preußischen Truppen in Schlesien war gefährdet. Ihr Hauptstützpunkt war eine schlechte Verschanzung in der Vorstadt von Breslau, die Raum für 12 Bataillone bot. Zwei Beobachtungsposten schützten sie gegen feindliche Überfalle, der eine in Canth, wo Dalwig1 befehligte, der andere in Rothsyrben unter Prittwitz. Wied stand in der Gegend von Grottkau, von wo er Möhring nach Strehlen detachiert hatte. Möhring klärte nach Frankenstein hin auf, Prittwitz nach Reichenbach und Dalwig nach dem Zobten und dem Pitschenberg hin. Glogau wurde durch 6 Bataillone unter Zeuner gedeckt. Thadden besetzte Guben und ließ von der Kavallerie unter Schmettau eine Postenkette bis nach Lübben ziehen. Dadurch wurde die Verbindung mit Berlin gesichert, von wo die Armee ihren Proviant bezog. Österreichischerseits begann die Postenkette bei Jägerndorf, zog sich dann über Neustadt, Weidenau, Johannesberg, Martha, Silberberg, Bögendorf, den Zobten und Striegau nach Hohenfriedberg. Die Hauptmacht der österreichischen Infanterie kantonnierte in den Bergen, und die Russen hatten ihre Quartiere in der Grafschaft Glatz.

Wahrend des Winters fanden einige Streifzüge statt, die aber weiter keine Folgen hatten. Oberst Alton, der den Winter über in Reichenbach lag, wollte Prittwitz in seinem Quartier in Rothsyrben überrumpeln (7. Februar). Der aber bekam Wind davon, legte sich mit seiner Truppe in einen Hinterhalt an der Straße, auf der der Österreicher kommen mußte, schlug ihn und nahm ihm 100 Mann ab.

Dank der Umwälzung in Rußland und der freundschaftlichen Gesinnungen Peters III. gegen Preußen verließ das russische Hilfskorps die kaiserliche Armee. Tschernyschew rückte aus der Grafschaft Glatz ab2, ging bei Auras über die Oder und kehrte nach Polen zurück. Jene Umwälzung führte auch zu Friedensverhandlungen mit Schweden3. Da ihr glücklicher Ausgang vorherzusehen war, so bekam der König nun


1 Oberst Georg Ludwig von Dalwig.

2 Vgl. S. 124.

3 Vgl. S. 128.