<155> Stellung zu ändern, und brach noch am selben Abend auf. Er lehnte seinen rechten Flügel an die Hohe Eule, den höchsten Berg in der Gegend, von wo seine Front sich über Wüstewaltersdorf und Tannhausen bis Jauernick ausdehnte. Die Reserve unter Laudon deckte die linke Flanke der Armee in einer Stellung zwischen Wüstegiersdorf und Braunau.
Wied lagerte sich gegenüber dem rechten Flügel der Österreicher und besetzte die Bergkette von Taschendorf bis Heidelberg. Manteuffel wurde mit seinem Korps bis Bärsdorf vorgeschoben, sodaß er links an Wied und rechts an Ramin stieß. Der letztere blieb mit seiner Brigade noch immer auf dem Berge bei Seitendorf stehen. Außer diesen verschiedenen Lagern behielt die Armee Stellungen bei Gottesberg und Waldenburg, und Salenmon deckte mit einer vorgeschobenen Abteilung die Landeshuter Pässe und beobachtete von dort die etwaigen Bewegungen des Feindes in jener Gegend. Obwohl alle diese Abteilungen auf steilen Höhen lagerten, erhielten sie Befehl, sich zu verschanzen. Feldwerke wurden angelegt und mit Palisaden umgeben. An geeigneten Stellen wurden Verhaue errichtet; kurz, alle befestigten sich so stark, daß keine einen feindlichen Angriff oder Überfall zu befürchten hatte. Solche Vorsichtsmaßregeln wären unter anderen Umständen überflüssig gewesen. Jetzt aber waren sie nötig, da der König sich um 24 Bataillone schwächen mußte, um Schweidnitz belagern zu können, und außerdem die Absendung zahlreicher Detachements notwendig werden konnte. Das aber wäre mit Gefahr für die Armee verknüpft gewesen, hätte man ihre Stellung nicht unangreifbar gemacht.
Bemerkenswert ist bei all diesen Ereignissen, daß die Russen am selben Tage aufbrachen und nach Polen marschierten, wo Feldmarschall Daun sein Lager bei Dittmannsdorf räumte und zwischen der Hohen Eule und Wüstewaltersdorf Stellung nahm (22. Juli). Auf diese Weise erfuhren die Österreicher nicht das geringste vom Aufbruch der Russen.
Inzwischen versammelten sich die zur Belagerung von Schweidnitz bestimmten 24 Bataillone und 30 Schwadronen am Fuße der Kunzendorfer Höhen. Der größte Teil der Kavallerie, die man in den Bergen und bei der Belagerung doch nicht verwenden konnte, wurde zum Prinzen von Württemberg geschickt, der noch auf dem Kleutschberg stand. Dann traf man ernstliche Vorbereitungen zur Belagerung der Festung, die von 11 000 Mann und einem der ersten Ingenieure Europas1 verteidigt wurde.
Auf die Diversion der Tartaren war nun nicht mehr zu hoffen. Allerdings streifte der Khan der Krim mit 5 000 bis 6 000 Mann an der polnischen Grenze; allein die plötzlichen Umwälzungen in Rußland hatten die Tartaren und Türken derart außer Fassung gebracht, daß sie nicht wußten, wozu sie sich entschließen sollten. Diese Gründe bewogen den König vollends zur Rückberufung des Herzogs von Bevern aus Mähren.
1 Generalfeldwachtmeister Johann Baptista Vaquette de Gribeauval.