<156> Um bei der Eroberung von Schweidnitz einigermaßen sicher zu gehen, mußten alle Anstrengungen sich darauf konzentrieren. Der König hatte für dies Unternehmen nicht einen Mann zuviel. Sobald aber Schweidnitz erobert war, konnte er seine Truppen nach Gutdünken anderweitig verwenden. Um sich von der Notwendigkeit einer Zusammenziehung der Armee zu überzeugen, braucht man nur die Zahl der verschiedenen feindlichen Korps zu berechnen, gegen die die Preußen zu kämpfen hatten. Da findet man die Armee des Feldmarschalls Daun, die Korps von Laudon, Hadik, Brentano, Beck und Elrichshausen, außerdem die Detachements in Silberberg und Martha, insgesamt 70 000 Mann. Die Armee des Königs war zwar ebenso stark, man mußte aber die Belagerungstruppen von Schweidnitz abrechnen und vor allem die bedeutend größere Ausdehnung des von den Preußen besetzten Geländes bedenken. Außerdem mußte der König sich auf Entsatzversuche von Schweidnitz durch die Kaiserlichen gefaßt machen und imstande sein, sie rasch abzuweisen. Infolgedessen mußte Werner trotz seiner zahlreichen Erfolge über Beck aus Mähren abrücken. Er traf am 1. August im Lager von Peterswaldau beim Prinzen von Württemberg ein. Gleichzeitig kam der Herzog von Bevern, der ihm folgte, in Neiße an und deckte von dort aus den Munitionstransport, der zur Belagerung von Schweidnitz abging.

Auch Tauentzien, dem die Leitung der Belagerung übertragen wurde, rückte mit einem Munitionstransport von Breslau in die Gegend von Schweidnitz. Er schloß die Festung am 4. August ein und eröffnete die Laufgräben am 7. Sie begannen an der Ziegelei und zogen sich gegen Würben, um das Fort Jauernick, auf das er seinen Angriff richtete, einzuschließen. Am selben Tage machte der Kommandant1 einen Ausfall, der aber seinen Erwartungen nicht entsprach. Reitzenstein attackierte die feindliche Infanterie mit seinen Dragonern und trieb sie bis an die Wälle von Schweidnitz zurück. Der König glaubte nun, wenn Feldmarschall Daun der Festung zu Hilfe kommen wollte, so werde er bestimmt über Silberberg, Martha und Langenbielau vordringen. Das war die bequemste Straße. Der Marsch über Landeshut wäre mit allerlei Schwierigkeiten verbunden gewesen. Da das Magazin aus Braunau fortgeschafft war, wäre der Transport der Lebensmittel auf dieser Seite schwierig gewesen. Außerdem war die Landeshuter Straße der größte Umweg, sodaß der König dem Gegner leicht zuvorkommen konnte. Rückte aber Daun über Silberberg, so deckte er zugleich Glatz, konnte die an den Pässen stehenden Detachements benutzen und war stets seines Rückzuges gewiß, da er zwei wohlbefestigte Stellungen im Rücken hatte. Diese Schlußfolgerung schien dem König so einleuchtend, daß er sein Hauptquartier nach Peterswaldau verlegte, wo Möllendorff mit seiner Brigade zu ihm stieß.

Das Lager, das der König bezog (12. August), stieß sozusagen an Wieds linken Flügel. Die Brigade Nymschöfsky wurde auf einem Berge bei den Schluchten von Steinseifersdorf aufgestellt und deckte von dort die Brigade Knobloch, die am


1 Feldmarschalleutnant Graf Franz Guasco.