<167> der König in Meißen ein1 und schob Wied nach Kesselsdorf vor. Der stieß dort auf einen Beobachtungsposten Rieds auf dem Landsberg. Anhalt und Prittwitz griffen ihn an, machten 500 Gefangene und erbeuteten 4 Kanonen (7. November). Derselbe Anhalt hatte sich schon im Treffen bei Langensalza und beim Angriff auf Leutmannsdorf hervorgetan2. Mit dieser schönen Waffentat schloß der Feldzug ab. Die sehr rauhe Witterung nötigte zum Beziehen von Kantonnementsquartieren.
Um diese Zeit wurden zu Versailles die Friedenspräliminarien zwischen Frankreich und England unterzeichnet3. Im Laufe der Unterhandlungen hatten die Engländer die Interessen des Königs völlig preisgegeben. Seit Bute die Geschäfte leitete, war ihr Benehmen schmachvoll. Sie willigten sogar ein, daß die Franzosen im Besitz von Kleve und Geldern blieben.
Dieser feige Abfall zwang den König, auf Mittel zu sinnen, um den Wiener Hof zu einem billigen Frieden zu bestimmen. Die Reichsfürsten waren des Krieges müde, und die französische Armee schickte sich zum Rückmarsch über den Rhein an. Das schien der rechte Augenblick, um die deutschen Fürsten zur Neutralität zu bewegen und dadurch die Kaiserin-Königin völlig zu isolieren. Zu dem Zweck wurde Kleist mit seinem Korps ins Reich geschickt. Er bemächtigte sich Bambergs. Dann rückte er auf Nürnberg, das er zur Kapitulation zwang. Seine Husaren streiften bis unter die Tore von Regensburg und störten den Reichstag in seinen Beratungen. Mehrere Reichsdeputierte ergriffen vor Schreck die Flucht. Der Herzog von Württemberg, obwohl noch weit vom Schuß, war im Begriff, sich ins Elsaß zu retten. Kurz, der Einfall tat solche Wirkung, daß die Kurfürsten von Bayern und Mainz4, der Bischof von Bamberg und von Würzburg5 um Frieden baten und sofortige Zurückziehung ihrer Kontingente bei der Reichsarmee versprachen. Das einzige Mittel zur Erstickung der Feuersbrunst in Deutschland bestand in der Beseitigung alles Zündstoffes. Nach diesem schönen Zuge kehrte Kleist Anfang Januar nach Sachsen zurück. Dort wurde längs der Triebisch und Mulde eine Postenkette von Sayda bis Meißen gezogen. Andere Korps wurden längs der böhmischen Grenze bei Chemnitz, Zwickau und Gera aufgestellt und die Hauptarmee von Sorau bis tief nach Thüringen verteilt.
Wir haben in der Darstellung dieses Feldzuges wohl keine erwähnenswerte Operation fortgelassen. Allerdings haben wir nichts vom Kriege in Portugal6 gesagt, aber ein Historiker ist stets in Verlegenheit, wenn er nichts zu berichten hat. Die portugiesischen Bauern hatten von allem, was geschah, die Ehre. Ihre Tatkraft
1 9. November 1762.
2 Für das Treffen bei Langensalza vgl. S. 82; bezüglich des Angriffs auf Leutmannsdorf (vgl. S. 153 f.) scheint eine Verwechslung mit dem Prinzen Franz von Anhalt-Bernburg vorzuliegen.
3 Die Zeichnung der Friedenspräliminarien erfolgte am 3. November 1762 in Fontainebleau.
4 Maximilian Joseph und Johann Friedrich Karl.
5 Adam Friedrich.
6 Vgl. S. 121.