<21> kehrten zur Armee zurück, und alsbald wurden die Zelte aufgeschlagen. Prinz Heinrich und Fouqué hatten dem König gemeinsam Verstärkungen geschickt. Am Tage nach der Rekognoszierung langten diese an und wurden bei Nenkersdorf am Oderufer aufgestellt, wo sie sich verschanzten. In dieser Stellung blieben die beiden Armeen ziemlich ruhig stehen.

Das österreichische Korps lagerte indes eine halbe Meile von der russischen Armee. Ehe Ssaltykow ihm Hilfe zu bringen vermochte, konnte man es um so leichter schlagen, als es nirgends einen Stützpunkt hatte. Das reizte den König zu einem Angriff. In der Nacht vom 1. Oktober marschierte er auf das österreichische Lager los. Allein er fand es leer und griff nur einige Nachzügler aus. Von ihnen erfuhr er, daß die ganze Armee in der Nacht bei Carolath über die Oder gegangen sei. Die Preußen näherten sich dem Fluß und hörten eine lebhafte Kanonade. Zum größten Erstaunen sah man, daß dies Feuer von der russischen Arrieregarde herrührte, die die eben passierte Brücke über den Fluß mit starkem Geschützfeuer zerstörte. So dumm und täppisch waren die Russen. Dadurch war zwar das linke Oderufer sichergestellt, aber der König rückte nun zur Deckung des rechten Ufers mit der Armee nach Glogau. Dort gingen 10 Bataillone und 30 Schwadronen über den Fluß und postierten sich zur Deckung der Festung auf einer Anhöhe. Das Gros der Truppen lagerte dicht bei den Festungswerken. Ssaltykow nahm Stellung bei Kuttlau. Täglich fanden Scharmützel zwischen Husaren und Kosaken statt, die jedesmal zum Vorteil der Preußen ausfielen. Durch seinen schnellen Marsch hatte der König den geplanten Streich der Russen vereitelt. Sie verließen die Gegend von Glogau und schlugen die Straße nach Guhrau und Freystadt ein. Eine ihrer Kolonnen zog so dicht an den preußischen Verschanzungen vorbei, daß sie von der Artillerie beschossen wurde. Selbst ihre Nachhut wurde beunruhigt.

Währenddessen brach die Hauptarmee des Königs ihr Lager ab und rückte nach Köben. Aus Mangel an Pontons mußte sie den Übergang über die Oder auf einer Bockbrücke bewerkstelligen (8. Oktober). Nachdem die Truppen das andere Ufer erreicht hatten, nahmen sie Stellung hinter den sumpfigen Ufern der Bartsch und deckten so ganz Niederschlesien. Diericke, der den linken Flügel kommandierte, besetzte einen der Oderdämme und die Mühle, die einst durch Schulenburgs Rückzug vor Karl XII.1 berühmt geworden war. Die Hauptmacht der Preußen breitete sich in den Wäldern von Sophienthal aus. Rechts hatte ein Detachement eine feste Stellung an der Bartsch eingenommen. Falls der Feind auf Herrnstadt rückte, konnte es ihm von dort aus leicht zuvorkommen. Die Stellung war sehr gut und sehr sicher, nur etwas zu ausgedehnt. Zwei Dämme, die einzigen Übergänge über die Bartsch, waren von den Preußen besetzt und verschanzt. Aus Ärger über die Durchkreuzung all ihrer Pläne steckten die Russen recht barbarisch die Stadt Guhrau und die umliegenden


1 November 1704 (vgl. Bd. II, S. 41).