<28> vermochte er sich bis September zu halten. Dann aber zwang die unglückliche Schlacht von Kunersdorf den König, ihn zur Hauptarmee zu berufen. Mit dem Abzug seines Detachements begannen die Erfolge der Schweden. Sogleich besetzten sie Anklam, Demmin und Ückermünde1. Ihr diesjähriger Führer, Graf Fersen, schiffte sich mit 3 000 Mann in Stralsund ein, setzte nach der Insel Usedom über und griff das von der Landmiliz verteidigte Swinemünde an. Die Besatzung zog sich nach der Insel Wollin zurück, aber die Stadt wurde genommen, und kurz darauf ergab sich auch die Swinemünder Schanze den Schweden. In Stettin befand sich eine Handvoll Provinzialhusaren. Der Herzog von Bevern sandte sie nach Pasewalk, wo die Schweden eine befestigte Stellung hatten. Der Führer der Husaren, Major Stülpnagel, überrumpelte den Feind2 und machte 200 Gefangene — mehr Leute, als er selbst hatte. Fersen setzte sogleich nach der Insel Wollin über, bemächtigte sich der gleichnamigen Stadt und nahm 600 Mann Landmiliz gefangen3. Auch Prenzlau fiel wieder in die Hände der Schweden. Der König war damals gerade in der Lausitz und detachierte sofort Manteuffel mit den Rekonvaleszenten von Kunersdorf, die das Lazarett in Stettin verlassen hatten. Dazu fügte er das Freiregiment Hordt, die Meinicke-Dragoner und die Belling-Husaren. Dies gewaltige Korps gab den Dingen in Pommern sofort ein anderes Gesicht. Einige hundert Mann, die Manteuffel sogleich dem Feind in den Rücken schickte, nahmen die schwedische Garnison von Demmin gefangen und bemächtigten sich der Kriegskasse (22. Oktober). Die schwedische Armee zog sich umgehend zurück, ging bei Anklam wieder über die Peene und nahm ihr Winterquartier in Schwedisch-Pommern. Dort beunruhigte Manteuffel sie mehrfach durch die Belling-Husaren, die auf diesem kleinen Kriegstheater eine große Rolle spielten. Der häufigen preußischen Überfälle müde, versuchten die Schweden Anklam zu überrumpeln. In der Nacht griffen sie die Vorstadt an und brachten das mit ihrer Verteidigung beauftragte Freibataillon in Verwirrung. Manteuffel eilte aus der Stadt herbei, stieß jedoch bei der tiefen Dunkelheit statt auf das Freibataillon auf die Schweden und wurde gefangen genommen (28. Januar 1760). Aber die preußische Besatzung vertrieb die Schweden nicht nur, sondern machte noch 150 Gefangene. Hiermit endeten für dies Jahr die Kriegsereignisse in Pommern.
Nach einem für Preußen so unglücklichen Feldzuge war der König doch noch im Besitz des ganzen Gebietes, das er im vergangenen Winter innegehabt hatte, mit Ausnahme von Dresden und des Forts Peenemünde. Fouqué hatte Laudon bis Mähren begleitet und war dann nach Landeshut zurückgekehrt. Die preußische Armee in Sachsen dehnte sich von Wilsdruff bis Zwickau aus. Ein Kavalleriekorps stand in Koßdorf zur Deckung von Torgau und der Kurmark. So lagen die Dinge nach einer Kette von Mißgeschicken noch über Erwarten gut. Allerdings verlor das Leibregiment
1 Am 21. August 1759.
2 Am 2. September 1759.
3 Am 16. September 1759.