<32>genommen. Ferner war La Clues Geschwader auf der Höhe von Lagos vernichtet worden, und Admiral Hawke hatte Conflans´ Flotte geschlagen1 und eine beträchtliche Anzahl französischer Schiffe, die vor der Vilaine-Mündung gestrandet waren, verbrannt. Le Forts Geschwader hatte die Franzosen bei Masulipatam völlig besiegt. Sie verloren das Fort St. David und wurden auch in Ostindien geschlagen. Dort bemächtigten sich die Engländer der ausgedehnten französischen Niederlassungen in Pondichery.

Soviel Mißgeschick mußte also Frankreich einen Krieg verleiden, in dem es nur verlor und nichts zu hoffen hatte. Dennoch waren beide Nationen von einer Einigung über die Grundlagen des Friedens weit entfernt. Der König fühlte die Notwendigkeit, beide Mächte einander zu nähern. Denn im Fall einer Einigung hätte sich Frankreich infolge seines Separatfriedens von Österreich getrennt. Preußen betrieb die Angelegenheit um so eifriger, als die Feinde nach langem Hin und Her erklärt hatten, die zur Wiederherstellung des Friedens gemachten Vorschläge anzunehmen, falls ein Kongreß nach Augsburg berufen würde, auf dem alle Mächte sich über ihre verschiedenen Interessen einigen könnten2. Einen langwierigeren Weg hätten Preußens Feinde nicht ersinnen können, um den Frieden je nach ihrem Vorteil hinauszuzögern. Denn die widerstreitenden Interessen so vieler Fürsten hätten naturgemäß die lebhaftesten Erörterungen hervorgerufen. Auch hätte es nie an Vorwänden gefehlt, die Verhandlungen ganz nach Belieben in die Länge zu ziehen. Ein schlagender Beweis dafür ist der Kongreß zu Münster: es dauerte acht Jahre, bis der Westfälische Friede zustande kam. Daran lag dem König also nichts. Bei der Übermacht seiner Feinde kam es ihm ebenso sehr auf rasche Beendigung der Kriegswirren an, als dem Wiener Hof eine Verzögerung erwünscht war. Denn Österreich hoffte, mit Hilfe seiner vielen Bundesgenossen Eroberungen zu machen.

Bei dieser Lage der Dinge sandte der König einen Unterhändler nach Frankreich, der die Absichten des Versailler Hofes sondieren und ihm, sowie dem König von England Bericht erstatten sollte. Die Wahl fiel auf den jungen Edelsheim, dessen Vater Güter in der Nähe von Frankfurt a. M. hatte. Der junge Mann war unabhängig und vom Gothaer Hof warm empfohlen, eignete sich zu diesem Geschäft auch besonders, da niemand ihn kannte und sein Erscheinen in Versailles keinen Argwohn erregen konnte. Ohne besonderen Titel reiste der junge Mann ab, mit einer Empfehlung an den Bailli de Froullay, den Gesandten des Maltheserordens in Frankreich, versehen3. Edelsheim wurde in Paris leidlich aufgenommen. Man bedeutete ihm in


1 Seesieg der Engländer bei Lagos am 17. August und bei Quiberon am 20. November 1759.

2 Die Kaiserhöfe und Frankreich hatten am 3. April 1760 auf die englisch-preußiche Eröffnung vom 25. November 1759 ablehnend geantwortet. Erst im März 1761 schlugen sie vor, einen Kongreß nach Augsburg zu berufen.

3 Die Anknüpfung mit Frankreich erfolgte auf Pitts Rat. Im Februar 1760 reiste der erst neunzehnjährige Freiherr Georg Ludwig von Edelsheim nach Paris. Froullay war dem König von einem früheren Besuch in Potsdam persönlich bekannt.