<33> unbestimmten Ausdrücken, daß die Erledigung seines Auftrages von der mehr oder minder schnellen Beilegung der Streitpunkte zwischen England und Frankreich abhängen würde. Man habe jedoch gehört, der König von Preußen gedenke den König von Polen auf Kosten zahlreicher deutscher Kirchenfürsten zu entschädigen, die er säkularisieren wolle. Das aber könne der Allerchristlichste König nie und nimmer zugeben. Edelsheim brachte dem König den Bescheid nach Freiberg und reiste dann nach London, um ihn den großbritannischen Ministern zu übermitteln.
Zugleich mit Edelsheim tauchte in London ein anderer Politiker auf, eine rätselhafte Erscheinung, über deren Wesen man nie ins klare gekommen ist. Er nannte sich Graf St. Germain1, hatte in französischen Diensten gestanden und sich bei Ludwig XV. so in Gunst gesetzt, daß der König ihm das Schloß Chambord schenken wollte. Nun spielte er die Rolle eines Gesandten, befaßte sich ohne Vollmacht mit Unterhandlungen und äußerte sich zugleich in beleidigender Weise über Frau von Pompadour und den Herzog von Choiseul. Die Engländer behandelten ihn als Abenteurer und wiesen ihn ab. Ob nun aber das englische Ministerium St. Germain nicht traute oder infolge seiner Eroberungen die Hoffnungen höher schraubte, oder ob es gar mit der Erklärung des Versailler Ministeriums über den Kongreß2 unzufrieden war, kurz, das Ministerium beauftragte den englischen Vertreter im Haag, Yorke, mit der Mitteilung an den französischen Gesandten Affry, der König von Großbritannien wäre zum Frieden geneigt und böte seine Hand zur Abhaltung eines Sonderkongresses, falls Frankreich die ungeschmälerte Erhaltung Preußens zur Grundlage der Präliminarien mache. Frankreich antwortete, es wünsche zwar nichts sehnlicher als die Beilegung seiner Differenzen mit England. Da es aber mit Preußen garnicht im Kriege läge, so könne es über die Interessen des Königs von Preußen nicht zugleich mit denen Seiner Britischen Majestät verhandeln. Mit dieser Antwort schwand die ohnedies schwache Hoffnung, die man auf die ganze Verhandlung gesetzt hatte.
Edelsheim hatte einige Koffer in Paris gelassen und reiste von London über Holland wieder nach Frankreich. Er verheimlichte seine Ankunft nicht, sondern begab sich gleich zum Bailli de Froullay. Der war von der Aufrichtigkeit der Friedenswünsche des Königs von Frankreich überzeugt und bewog Edelsheim, seine Abreise um einige Tage zu verschieben, um Zeit zur Wiederaufnahme der abgebrochenen Verhandlungen zu gewinnen. Wie groß aber war Edelsheims Erstaunen, als er am nächsten Tage (3. Juni) durch eine Lettre de cachet verhaftet und in die Bastille gebracht ward! Noch am selben Tage begab sich der Herzog von Choiseul dorthin und
1 Der angebliche Graf St. Germain erschien im März 1760 zuerst im Haag, wo er sich für einen Freund von England und Preußen und für einen Vertrauensmann des französischen Hofes ausgab, in dessen Auftrag er, wie er erklärte, den englischen Gesandten Yorke über die Bedingungen Englands für einen Friedensschluß mit Frankreich sondierte. Von Choiseul desavouiert, ging er im April nach London.
2 Frankreich hatte sich bereit erklärt, seinen Zwist mit England durch einen Sondervergleich zu schlichten.