<42> Keulenberg. Seite an Seite zogen am folgenden Tage Preußen und Österreicher weiter. Die letzteren rückten über Bautzen und lagerten sich bei Gurig, die Armee des Königs beim Kloster Marienstern. Am 6. Juli erreichte Daun Görlitz und die Preußen Nieder-Gurig. In der Nähe von Bautzen kam es beim Übergang über die Spree zu einem Arrieregardengefecht mit den Österreichern1. Übereilt ging der Husarenmajor Zedmar2 über die Brücke und wäre verloren gewesen, wäre ihm der König nicht noch rechtzeitig zu Hilfe gekommen. Die Armee ging regelrecht über den Fluß und nahm dem Feind einige Gefangene ab. Der Tag war so heiß, daß 80 Mann des Heeres mitten auf dem Marsche tot umsanken. Auch die Österreicher erlitten einen gleichen, vielleicht noch stärkeren Verlust, da ihr Marsch länger war.
Inzwischen hatte Lacy Zeit gehabt, sich vom Überfall am Keulenberg zu erholen. Er hatte seine Leute gesammelt und sich vorgenommen, den Marsch des Königs durch ständige Beunruhigung seiner Arrieregarde zu verzögern. Fälschlich vermuteten seine Patrouillen die Kaiserlichen im Lager bei Bautzen. Sie wurden daher von den preußischen Vedetten aufgehoben. So kam man auf den Gedanken, einmal tüchtig über die Ulanen herzufallen und sie derart einzuschüchtern, daß ihnen die Lust zu weiterer Belästigung der Preußen verging. Die Ulanen standen eine Meile vom Lager bei Salzenforst. Zwei Husarenregimenter und ebenso viele Dragoner sollten den Anschlag ausführen. Unglücklicherweise waren sie gerade beim Fouragieren, und statt ihrer vollen Stärke von 4 000 Pferden brachte man kaum 1 500 zusammen. Trotzdem wollte der König den Versuch wagen. Die Ulanen wurden angegriffen, verloren im Nu 400 Mann und wurden hitzig bis Göda verfolgt. Da Zedmar seine Tapferkeit nicht immer zu mäßigen verstand, ging er bis über Göda vor. Der König sah sich zu seiner Unterstützung genötigt, denn schon rückte Lacys ganze Kavallerie, die bei Rothnauslitz im Lager stand, truppweis heran. Indes glückte es, Zedmar aus seiner mißlichen Lage zu befreien. Die preußische Kavallerie begann sich auf Bautzen zurückzuziehen, aber sehr langsam. Da der König befürchtete, der Feind möchte seine Überlegenheit über die Preußen ausnutzen, ließ er ein Bataillon der Besatzung von Bautzen mit Geschütz vorrücken. Der Befehl wurde sehr zur gelegenen Zeit ausgeführt; denn schon trieb der Feind einige Schwadronen vor, die aber sofort in Verwirrung gerieten, als ein paar Kanonenschüsse ihnen Halt geboten. Darauf führte Lacy seine Truppe nach Rothnauslitz zurück, und die preußische Kavallerie ritt ruhig wieder in ihr Lager.
Nun galt es sich zu entscheiden, ob man lieber Daun nach Schlesien folgen oder sich mit aller Macht auf Lacy stürzen wollte, um ihn ein für allemal los zu werden. Wäre man doch auf dem geplanten Marsche nach Schlesien durch Lacys Nachhut mehr belästigt worden als durch den Feind, den man dort vorfand. Der letzte Plan schien
1 Hier liegt ein Versehen des Königs vor. Dieses Arrieregardengefecht ist identisch mit dem im folgenden Absatz geschilderten Gefecht bei Göda am 7. Juli 1760.
2 Christoph von Zedmar, Major im Regiment Zieten-Husaren.