<59> frischen Truppen zu Hilfe geeilt. So aber nahm er die Flüchtlinge auf und deckte ihren Rückzug (12. September).
Bei dem Getöse des Geschütz- und Infanteriefeuers glaubte Zieten an ein ernstes Gefecht in der linken Flanke des Königs. Es schien ihm deshalb gewagt, die Armee in einem Augenblick zu verlassen, wo seine Gegenwart vielleicht notwendig werden konnte. So schob er seinen Abmarsch bis Mittag auf, versäumte damit aber den günstigen Augenblick und konnte nun nur noch bis Hartau vorrücken, wo er ein Lager bezog; denn Laudon hatte inzwischen alle Pässe nach Landeshut besetzt, und Lacy hatte mit 20 000 Mann die Stellung bei Ruhbank eingenommen. Nauendorfs Korps war im Lager bei Zirlau, unfern von Freiburg, geblieben. Es hatte sich in der Ebene ausgedehnt und Streifkorps bis Jauer und Liegnitz vorgeschickt. Der König sandte Krockow nach Wahlstatt. Dort überraschte er ein mehr als 300 Mann starkes Nauendorfsches Korps und brachte es gefangen zur Armee zurück.
Daun war indessen nicht so ruhig, wie es schien. Er ließ die Straßen von Landeshut nach Bolkenhain herrichten und Truppen durch Ruhbank marschieren. Hielt man all seine Vorbereitungen zusammen, so war es klar, daß er die Armee des Königs durch eine Umgehung überrumpeln und ihr auf dem eben ausgebesserten Wege nach Bolkenhain in den Rücken fallen wollte. Die Gefahr ließ sich vermeiden. Sich ihr auszusetzen, wäre tollkühn gewesen. Außerdem taugen Preußen besser zum Angriff als zur Verteidigung. Auch war die ganze Gegend ausfouragiert. Anstatt es also auf den unsichern Ausgang von Dauns Plan ankommen zu lassen, faßte der König den Entschluß, lieber selbst Dauns rechten Flügel zu umgehen, also gerade in umgekehrter Richtung, wie bei der Umgehung Laudons durch den rechten preußischen Flügel.
Am 16. abends verließ die Armee das Lager von Reichenau und Baumgarten. Sie suchte zunächst die Kunzendorfer Höhen zu gewinnen, aber der Feind konnte sie rascher erreichen und kam den Preußen zuvor. Beim Durchmarsch durch Zirlau fing Fürst Löwenstein, der in der Nähe lagerte, sofort ein Scharmützel an, das bald in eine lebhafte Kanonade überging. Um dem feindlichen Artilleriefeuer weniger ausgesetzt zu sein, marschierte die preußische Armee 3 000 Schritt vom Gebirge entfernt. Der Feind ging aber von den Höhen herab und verringerte damit etwas die Entfernung. Kaum hatte Zieten mit der Arrieregarde das Lager verlassen, so wurde er unterwegs beständig beunruhigt. Dadurch wurde sein Marsch verzögert, und so mußte die Spitze der Armee mehrfach haltmachen, damit der Abstand nicht zu groß wurde und man sich im Notfall gegenseitig unterstützen konnte. Sobald die Avantgarde bei Kunzendorf anlangte, besetzten Husaren und Dragoner die dortigen Höhen, aber die preußische Infanterie konnte zu ihrer Unterstützung nicht rasch genug folgen. Gleichzeitig erschien von Fürstenstein aus die Daunsche Avantgarde. Die Husaren und Dragoner waren zu schwach, um allein den wichtigen Posten zu halten, und mußten ihn wieder aufgeben. Abermals verursachte die preußische Arrieregarde, die den Marsch der Armee so sehr verzögerte, einen Aufenthalt bei Schönbrunn. Es