<67> Feind mit dem linken Flügel bei Wittenberg in Schach gehalten und stieß nun wieder zur Hauptarmee.

Inzwischen hatte sich Daun mit Lacy in Torgau vereinigt. Nach sicherer Kunde hatte seine Avantgarde die Straße nach Eilenburg eingeschlagen. Es war daher nur anzunehmen, daß Daun sich mit den Reichstruppen vereinigen wollte. Auf diese Mutmaßung hin marschierte die preußische Armee nach Düben, um die für die preußischen Interessen so bedrohliche Vereinigung zu verhindern. Dort stieß man auf ein Korps Kroaten, das teils gefangen genommen, teils niedergehauen wurde. In Düben errichtete der König ein Magazin. Da der Ort auf einer Halbinsel liegt und fast ganz von der Mulde umflossen wird, so erschien er dazu besonders geeignet. Auch wurden einige Schanzen errichtet und Sydow1 mit 10 Bataillonen zu ihrer Verteidigung zurückgelassen. Dann marschierte die Armee auf Eilenburg. Dort hatten sich die österreichischen Truppen gelagert. Sie zogen sich nun aber Hals über Kopf über Mockrehna nach Torgau zurück und ließen sogar einen Teil ihrer Zelte im Stich. Die preußische Armee lagerte sich mit dem rechten Flügel bei Thallwitz, mit dem linken bei Eilenburg. Hülsen mußte mit einigen Bataillonen über die Mulde gehen und nahm Stellung zwischen Bötzen und Gostemitz gegenüber dem Prinzen von Zweibrücken, der bei Taucha stand. Bei der Lage der Dinge mußten zunächst die Reichstruppen vertrieben werden, damit sie den Preußen nicht in den Rücken fielen oder sich mit den Österreichern vereinigten. Die Ausführung dieses Planes war leicht. Hülsen schreckte sie auf. Sie zogen noch vor Tagesanbruch ab, gingen über die Pleiße, dann über die Elbe und schließlich bis Zeitz zurück. Tapfer griff Major Quintus2 mit seinem Freibataillon ihre Nachhut an, ja er machte dabei noch 400 Gefangene. Nach dem glücklichen Ablauf dieses Unternehmens setzten die Preußen sich wieder in den Besitz von Leipzig, und Hülsen stieß zur Armee.

Bis jetzt waren alle Ereignisse zum Vorteil des Königs ausgeschlagen. Der Einfall der Russen und die Einnahme von Berlin, die so folgenschwer erschienen, waren noch leidlich gut abgelaufen. Sie hatten nur Kontributionen und Geld gekostet. Der Feind war von den Grenzen der Kurmark abgedrängt. Man hatte Wittenberg und Leipzig wiedererobert, ja sogar die Reichsarmee so weit zurückgeworfen, daß ihre Vereinigung mit den Österreichern für die nächste Zeit nicht zu befürchten war. Damit war aber noch nicht alles getan, und gerade in der Ausführung der übrigen Pläne lag das schwerste Stück Arbeit.

Die Russen hatten bei Landsberg an der Warthe eine Stellung bezogen, aus der sie den Vorgängen in Sachsen ruhig zuschauen konnten. Indessen hatte der König erfahren, daß sie ihre Gründe hatten, sich nicht zu weit zu entfernen. Falls nämlich die Österreicher Erfolge über die Preußen errangen oder Daun sich bei Torgau behaupten konnte, wollten sie aufs neue in die Kurmark eindringen und dann in Ver-


1 Generalmajor Gustav Adolf von Sydow

2 Vgl. S. 11.