<68>bindung mit den Österreichern ihre Winterquartiere längs der Elbe beziehen. Für die Preußen hätte die Ausführung dieses Planes verhängnisvolle, ja verzweifelte Folgen gehabt. Die Feinde hätten dann die Armee des Königs nicht nur von Schlesien und Pommern, sondern auch von Berlin abgeschnitten. Und doch war die Hauptstadt die Nährmutter der Armee. Sie lieferte Uniformen, Waffen, Bagage und alle Kriegsbedürfnisse. Hinzu kam, daß die Preußen ihre Winterquartiere dann nur jenseits der Mulde, zwischen Pleiße, Saale, Elster und Unstrut, hätten nehmen können. Dies Gebiet war aber zu beschränkt und konnte so viele Truppen während des Winters nicht ernähren. Wo wären ferner die Magazine für den Frühling, die Uniformen und Rekruten hergekommen? In diesem schmalen Raume wäre die preußische Armee auf die der Verbündeten gedrängt worden und hätte sie durch ihren eigenen Mangel selbst in Not gebracht. Auch ohne gründliche militärische Kenntnisse wird jeder vernünftige Mensch verstehen, daß der König, wenn er es in diesem Herbste dabei bewenden ließ und keine neuen Unternehmungen wagte, sich den Feinden mit gebundenen Händen ausgeliefert hätte. Zu alledem kam, daß das in Düben angelegte Magazin den Unterhalt der Truppen kaum vier Wochen lang decken konnte. Auch mußte die Elbe bei der bereits eingetretenen Kälte sehr rasch zufrieren. Dann konnten auch von Magdeburg aus keine Lebensmittel mehr auf Kähnen herbeigeschafft werden. Kurz, hätte der König jetzt nicht geeignete Maßnahmen getroffen, um den Feind zu vertreiben und sich Raum zur Aufstellung und Verpflegung der Truppen zu schaffen, so war das größte Elend vorauszusehen.
Nach reiflicher Prüfung und Erwägung all dieser Gründe beschloß der König, das Schicksal Preußens auf eine Schlacht zu setzen, falls Dauns Vertreibung von Torgau durch Manövrieren nicht zu erreichen war. Bemerkt sei noch, daß sich nur zwei Möglichkeiten boten, Daun zu beunruhigen. Die eine war, das nur schwach besetzte Dresden vor dem Feinde zu erreichen, die andere, sich der Elbe zu nähern und Daun dadurch um seine Lebensmittel besorgt zu machen, die er auf dem Wasserwege von Dresden bezog. Doch muß man gestehen, daß das letztere Mittel kaum wirklichen Eindruck auf Daun machen konnte, da er ja das ganze rechte Elbufer beherrschte und seinen Proviant jederzeit auf Wagen zu befördern vermochte, wenn es auf Kähnen nicht mehr möglich war. Das Schwierigste bei der Ausführung des ganzen Plans aber lag darin, daß man zwei sich fast widersprechende Dinge vereinigen mußte, nämlich den Übergang über die Elbe und die Sicherung der Lebensmitteldepots. Um nicht gegen die Regeln der Kriegskunst zu verstoßen, durfte sich die preußische Armee bei ihrem Vorrücken nicht von ihrer Verteidigungslinie entfernen; denn mit dieser deckte sie ihre Lebensmittel. Beim Übergang über die Elbe kam sie aber ganz nach rechts ab und entblößte ihre rückwärtigen Verbindungen. Trotzdem versuchte der König das Unternehmen gegen den Feind mit der Sicherung des Depots zu vereinen. Um Daun auf die Probe zu stellen, beschloß er, auf Schildau zu rücken und die Österreicher bei Torgau anzugreifen, falls sie dort ihre Stellung hartnäckig behaupten wollten. Die Strecke