<90> Mann nach Glogau auf. Von dort schicke er Thadden mit 4 Bataillonen zum Prinzen von Württemberg ab, der sein verschanztes Lager bei Kolberg bereits bezogen hatte.
Während dieser Vorbereitungen in Schlesien, Pommern und Sachsen ratschlagten die Österreicher und Russen miteinander. Sie einigten sich nur schwer und änderten verschiedentlich ihren Operationsplan. Endlich kamen sie überein, Rumänzow solle Kolberg belagern und Buturlin stracks auf Breslau marschieren. Inzwischen erkrankte Goltz und ward in wenig Tagen von einem hitzigen Fieber dahingerafft. Zieten trat an seine Stelle und wurde mit einem Vorstoß gegen Polen beauftragt. Zweimal war das schon vergeblich versucht worden1. Auch diesmal mißlang der Plan, eine der russischen Kolonnen auf dem Marsch anzugreifen, während die anderen noch zu weit entfernt waren, um sich rasch mit ihr zu vereinigen. Die eine der feindlichen Kolonnen marschierte auf Schneidemühl, die zweite auf Schwerin2, die dritte auf Posen. Zieten rückte nach Fraustadt vor und schlug dort ein Kosakenkorps. Weiter vorzugehen wagte er aber nicht; denn bereits seit zwei Tagen hatten sich die drei russischen Kolonnen bei Posen vereinigt. Buturlin brach danach auf. In kleinen Tagesmärschen setzte er langsam seinen Weg durch die Woywodschaft Posen fort. Dabei näherte er sich Schlesien, und zwar nach Militsch zu, wodurch er seine Absichten auf Breslau verriet. Zieten blieb ihm zur Seite und marschierte auf Trachenberg. Sobald sich die Russen in Bewegung setzten, verließ O'Donell die Lausitz und vereinigte sich mit der Laudonschen Armee.
Die Stellung des Königs in den schlesischen Bergen war mißlich. Zwar deckte er das flache Land gegen feindliche Einfälle, soweit es die Umstände erlaubten. Seit jedoch Buturlin auf Militsch marschierte, war der Augenblick nicht fern, wo der König ein starkes feindliches Heer in den Rücken bekam, während die Österreicher schon vor ihm standen. Er mußte also die Berge verlassen und seine Truppen so aufstellen, daß sie an bestimmte defensive Aufgaben nicht gebunden waren, sondern sich je nach Bedarf rasch dorthin wenden konnten, wo es galt, dem Feinde zuvorzukommen. Zu dem Zweck eignete sich das Lager von Pilzen am besten. Der König ließ es also besetzen (6. Juli) und nahm sich vor, möglichst lange die Mittellinie zwischen der österreichischen und russischen Armee zu behaupten, um die Vereinigung beider Heere zu verhindern. Auch faßte er den Entschluß, bei sich bietender günstiger Gelegenheit den Österreichern eine Schlacht zu liefern, den Russen gegenüber sich jedoch streng auf die Defensive zu beschränken. Schlug er nämlich die Österreicher, so flohen die Russen ohnedies. Besiegte er aber die Russen, so hinderte das Laudon noch garnicht an weiteren Unternehmungen im Felde. Die Österreicher sind die natürlichen und unversöhnlichen Feinde der Preußen, die Russen aber waren nur durch besondere Umstände zu Gegnern geworden, und irgend eine Veränderung oder Umwälzung
1 Vgl. S. 10 und Bd. III, S. 136.
2 Unweit der Mündung der Obra in die Warthe.