<131> als Entschädigung für seine Ansprüche. Schließlich wurde der vorstehende Vertrag von Rußland, Frankreich und dem ganzen Deutschen Reich garantiert.
Kaum war der Vertrag unterzeichnet, so räumten die Preußen ohne weiteres alle österreichischen Gebiete, die sie besetzt hielten. Der Kurfürst von der Pfalz, der in allem, was er tat, so plump und ungeschickt war, ließ es sich beikommen, den Österreichern Scherereien wegen der herauszugebenden oder auszutauschenden Gebiete in Bayern zu machen; aber diese kleinen Reibereien hatten keinerlei Folgen. Denn die Garantiemächte imponierten den kontrahierenden Fürsten zu sehr, als daß diese gewagt hätten, sie offenbar vor den Kopf zu stoßen und die Artikel eines feierlichen Vertrages, der durch ihre Vermittlung geschlossen war, nicht zu erfüllen.
So endeten die deutschen Wirren. Alle Welt war, bevor sie beigelegt wurden, auf einen mehrjährigen Krieg gefaßt. Aber es kam nur zu einem wunderlichen Gemisch von diplomatischen Verhandlungen und militärischen Operationen. Der Grund dafür lag in den beiden Parteien, die den Kaiserhof spalteten und von denen die eine bald die Oberhand gewann, bald von der anderen unterdrückt wurde. Die Offiziere waren in steter Unsicherheit; kein Mensch wußte, ob Friede oder Krieg war, und diese peinliche Lage währte bis zu dem Tage, wo der Friede in Teschen unterzeichnet ward. Die preußischen Truppen errangen anscheinend überall Erfolge über ihre Gegner, wo sie regelrecht kämpfen konnten, wogegen die Kaiserlichen in allem, was List, Überfall und Verschlagenheit heißt, kurz, in allem, was zum Kleinkrieg gehört, die Oberhand behielten.
Es gebührt einem Zeitgenossen vielleicht nicht, über die Hauptsächlichsten Fehler zu richten, die auf beiden Seiten begangen wurden. Trotzdem können wir als Augenzeugen wohl unsere Meinung über das Verhalten der Höfe und ihrer Heerführer aussprechen, sowohl vor wie bei dieser wichtigen Begebenheit. Offenbar ließ sich der Kaiserhof ohne große Überlegung in das Unternehmen gegen Bayern ein. Hätte er seinen Plan reiflich erwogen, so hätte er einen Mittelweg gefunden, auf dem er zum Ziele gelangt wäre, ohne sich mit irgendwem zu überwerfen. Dazu wäre vorerst nötig gewesen, sich mit Frankreich zu verständigen, indem er ihm für die ErWerbungen in Bayern Abtretungen in Flandern als Kompensation angeboten hätte, oder sich mit Preußen ins Einvernehmen zu setzen, indem er seine Interessen auf anderen Gebieten begünstigte. Was der Kaiser dann auch getan hätte, er brauchte keine Feinde mehr zu fürchten. Denn war er mit Frankreich einig, so war seine Partei zu stark, als daß Preußen sich hätte widersetzen können, und ebenso vermochte Frank-reich, wenn er mit Preußen im Einvernehmen war, ihm nicht die geringste Schwierigkeit zu bereiten.
Der zweite Vorwurf, den man den Wiener Ministern machen kann, war der, daß sie das Manifest, das sie bei der Besitzergreifung von Bayern veröffentlichten, nicht besser motiviert hatten. So rechtswidrig ihr Vorgehen war, sie hätten doch Argu-