<14>tigt wurden, im Namen der Republik endgültige Beschlüsse zu fassen. Der russische und preußische Gesandte, die Gesandten der protestantischen Höfe und die Marschälle der Dissidenten wohnten den Sitzungen der Kommission bei. In ihr wurde eine Akte unterzeichnet, kraft deren die Dissidenten in alle ihre Rechte wiedereingesetzt wurden (24. Februar 1768). Kurz darauf schritt man zur Unterzeichnung der Grundgesetze der Republik, die die Macht der ersten Würdenträger, insbesondere die des Großfeldherrn, beschränkte. Der Reichstag wurde zur Bestätigung dieser neuen Gesetze gezwungen, worauf er auseinanderging (5. März 1768).
So viele Gewalttaten, die eine fremde Macht sich in der Republik erlaubte, empörten schließlich alle Gemüter. Der Stolz, der Hochmut und die Härte des Fürsten Repnin taten ein übriges. Die ersten Würdenträger waren erbittert über die Verminderung ihrer Macht und ertrugen jene Veränderungen nicht, die für ihr Ansehen so nachteilig wie demütigend waren. Die Bischöfe, deren halbe Diözesen aus Dissidenten bestanden, durch deren Bekehrung sie ihren Zehnten zu erhöhen gedacht hatten, sahen ihre Hoffnungen durch die neuen Gesetze vernichtet. Sie verbanden sich aus Eigennutz, und in der Voraussicht, daß das Volk wegen einiger Schädigungen, die sie erlitten, nicht aufzurütteln sein werde, beschlossen sie, den Fanatismus zu benutzen, um diese stumpfen Seelen zur Verteidigung ihrer Priester aufzustacheln. Die Bischöfe und Magnaten, die die gleiche Unzufriedenheit vereinte, sprengten aus, die Russen wollten im Einverständnis mit dem König von Polen die römisch-katholische Kirche abschaffen: alles wäre verloren, wenn man nicht zu den Waffen griffe, und gäbe es noch eifrige fromme Katholiken, so sollten sie alle herbeieilen, um ihre Altäre zu beschirmen und zu retten. Das Volk, das in verschiedenen Gegenden, wo die russischen Truppen verteilt waren, schon arg geplagt wurde, begann unruhig zu werden und gab seiner Unzufriedenheit mehrfach Ausdruck. Die dumme Masse ist ja dazu gemacht, von solchen geleitet zu werden, die sich die Mühe geben, sie zu betrügen: sie ließ sich leicht durch die Priester verführen. Die Religion ward zum Signal und zum Losungswort; der Fanatismus ergriff alle Gemüter, und die Großen benutzten die Begeisterung ihrer Leibeigenen zur Abschüttlung eines Joches, das ihnen unerträglich zu werden begann.
Schon sprühten Funken aus diesem Feuer, das noch unter der Asche glomm. Vielleicht hätte die Übermacht der verbündeten Höfe es erstickt, hätte nicht Frankreich, das aus Eifersucht Verwirrung und Unruhe im Norden stiften wollte, die Flammen geschürt und dadurch eine allgemeine Feuersbrunst herbeigeführt. Der Herzog von Choiseul, ein von Ehrgeiz verzehrter Mann, wollte seinem Ministerium Glanz verleihen. Er war erfüllt von dem sogenannten Testament des Kardinals Richelieu, und stets war ihm das Versprechen des Kardinals an Ludwig XIII. gegenwärtig, er werde seine Monarchie in Europa zu Ansehen bringen. So wollte auch Choiseul Ludwig XV. Ansehen verschaffen. Allein die Zeiten und die Verhältnisse waren unter Choiseul ganz andere als unter dem Kardinal Richelieu. Erstens war Frankreich da-